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Psychische Gesundheit bei Sexarbeiterinnen: Eine Querschnittserhebung

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458542508
 
Trotz ihrer weiten Verbreitung wird der Gesundheit und medizinischen Versorgung von Prostituierten nur wenig Beachtung geschenkt. Das Interesse blieb lange auf die Verbreitung von Infektionserkrankungen, und damit Aspekten, die auch dem Schutz der Kunden dienen, beschränkt. Prostituierte sind eine schwer zu erreichende und heterogene Personengruppe, die in ihrer Zusammensetzung einem ständigen Wandel unterliegen, insbesondere durch die starke Zuwanderung, zuletzt vor allem aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion, Rumänien, Bulgarien und anderen Balkanstaaten. Migration und Prostitution sind daher zwei eng miteinander verknüpfte Themen. Es wird vermutet, dass mehr als die Hälfte der Sexarbeiterinnen in Deutschland ausländischer Herkunft sind. In der Literatur finden sich nur sehr wenige Angaben zur Prävalenz psychischer Störungen unter ihnen. Für Deutschland existiert keine Erhebung. Eine Untersuchung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004) zur Gewalt gegen Frauen zeigte, dass Prostituierte im Vergleich häufiger als andere Befragte bereits in Kindheit und Jugend, in Beziehungen oder am Arbeitsplatz Gewalt erlebt hatten. Knapp die Hälfte der Frauen berichteten von depressiven Symptomen und ein Viertel von Suizidgedanken innerhalb des letzten Jahres. Der Umstand, dass Prostituierte in besonderem Maße durch Gewalt belastet sind, hat in der öffentlichen Debatte bereits vor vielen Jahren die Frage aufgeworfen, inwiefern wirklich von einer freien und autonomen Entscheidung in Bezug auf die Tätigkeit ausgegangen werden kann und welche Rolle dabei die mediale Berichterstattung spielt. Bei dem beantragten Projekt handelt es sich um eine Querschnittsstudie, in der die Lebenszeit- und Jahresprävalenz psychischer Störungen bei Sexarbeiterinnen erhoben werden sollen. Insbesondere soll die psychische Gesundheit der Frauen erfasst werden, die dieser Tätigkeit nachgehen. Zudem sollen Risiken, die sie dabei für ihre psychische Gesundheit mit dieser Tätigkeit eingehen, ermittelt werden. Um besser die Zielgruppe zu erreichen, soll ein partizipatorischer Ansatz verfolgt werden. Aufgrund der Heterogenität der Zielgruppe müssen wichtige Faktoren mit möglichem Einfluss auf die Prävalenz psychischer Störungen berücksichtigt werden, um aussagekräftige Daten zu erhalten. Es gilt die unterschiedlichen Lebensumstände und persönlichen Voraussetzungen, die Arbeitsumgebung, die Form der Prostitution und zugrundeliegende Motive, biografische Vorerfahrungen und Dauer der Sexarbeit zu berücksichtigen. Da sich männliche Prostituierte mutmaßlich in den genannten Lebensumständen und persönlichen Voraussetzungen deutlich von weiblichen Sexworkerinnen und damit in Faktoren mit Einfluss auf die psychische Gesundheit unterscheiden, soll sich die geplante Untersuchung auf weibliche Sexworkerinnen beschränken. Neben der wissenschaftlichen Verwertung der Daten soll auch ein Beitrag zur gesellschaftspolitischen Diskussion bereitgestellt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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