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Die liturgischen Handschriften der Bibliothek der Pariser Abtei Saint-Victor (ca. 1108-1790). Bestand, Beschreibungen, Unterscheidungen

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455816468
 
Die Geschichte des christlichen Gottesdienstes im lateinischen Mittelalter zu schreiben, stellt ein kultur- und gesellschaftsumgreifendes Unterfangen dar. Ähnlich wie die Bibel als das Buch zu gelten hat, weil es in allen Bereichen des Abendlandes präsent war und maßgebend wirkte, so waren christliche Gottesdienstformen allüberall in den mittelalterlichen Gesell-schaften Europas verbreitet und wirkten sowohl richtungweisend als auch formgebend. Bibelhandschriften wollen in unglaublichem Textreichtum und mit kreativer Kraft das Bibelwort zur Geltung bringen. Ähnlich bezeugen auch die sorgsam hergestellten, nicht selten starke Benutzungsspuren aufweisenden liturgischen Handschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ein breites Spektrum an Frömmigkeit und Religiosität, an kulturellen Innova-tionsleistungen und handwerklicher Kunst seitens der betreffenden Kenner. Auf Grundlage der verfügbaren Handschriften soll über einen Zeitraum von knapp 400 Jahren hinweg (bis etwa um 1500) die Liturgie der Viktoriner rekonstruierbar gemacht werden. Die aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit erhaltenen liturgischen Handschrif-ten der Abtei Saint-Victor in Paris lassen die kulturelle und die intellektuelle Kraft eben dieser Gemeinschaft erkennen: Liturgische Texte sind Gebrauchstexte; die sie überliefernden Handschriften des Mittelalters sind jeweils zugleich Zeitzeugen des Christentums.Für heutiges Verständnis des 12.-13. Jahrhunderts ist es elementar, den inneren Zusammenhang zwischen der Liturgie eines Hauses wie Saint-Victor und seinen intellektuellen Ambitionen zu verstehen. Die Liturgie der Viktoriner aus Paris zu untersuchen, bedeutet zugleich, die tieferen Schichten des viktorinischen Engagements für Erkenntnis und Gelehrsamkeit vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit zu verstehen. Diese Pariser Reformkleriker haben aufgrund ihrer Präferenz für die Feier der Liturgie, in Verbindung mit der Pflege von Bildung und Wissenschaft, die optimale Modernisierung religiosen Lebens, ihren Vorstellungen zufolge, im 12. Jahrhundert erreicht. Es ist wesentliches Ziel dieser 1. Projektphase, den hier angesprochenen Zusammenhang von Religiosität (Liturgie, Regeltreue) mit Wissenschaft (Bildung, Philosophie, Literatur) beispielhaft anhand der liturgischen Handschriften der Abtei aufzuzeigen.Dieses Projekt betreibt Grundlagenforschung sowohl auf dem Gebiet der Theologie als auch in der Geschichtswissenschaft, insofern seine Ergebnisse zum einen neue Arbeiten über Kirche und Herrschaft in Frankreich vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution ermöglichen, und zum anderen neue Erklärungsmuster für den Aufschwung von Kultur und Wissenschaft in dieser Zeit bereitstellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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