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Geteilte Klanglandschaften: Musikrevitalisierung und Identitätspolitik in Peru

Fachliche Zuordnung Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 455529559
 
Das anthropologische Forschungsprojekt untersucht die Klanglandschaften (soundscapes), die entstehen, wenn sich Akteur*innen wie der peruanische Staat, Archive, Anthropolog*innen und lokale Gemeinden lokale Musik- und Tanztraditionen für Zwecke der Identitätspolitik aneignen. Es fokussiert Prozesse der Revitalisierung von Musik und der Identitätsansprüche, die gegenwärtig zwischen zwei Archivformen (dem Instituto de Etnomusicología an der PUCP sowie der individuellen Sammlung eines Anthropologen) und den Lokalgemeinden (Menschen, die sich auf eine Muchik-Herkunft berufen; die indigenen Gruppen Asháninka und Nomatsiguega) verhandelt werden. Dies betrifft Musik- und Tanzrepertoires, die hauptsächlich in den 1980er Jahren aufgezeichnet wurden. Nach einer Periode des Rückgangs werden heute in Eten und Túcume (Nordküsten-Region) sowie in Matereni (Zentrale Regenwald-Region) Genres wie die marinera, danza de los diablicos, tsonkari und ayahuasca-Gesänge wiederbelebt, um eine eigenständige kulturelle Identität zu behaupten. Die Hauptfragestellung des Projekts ist: Wie werden historische Musikaufnahmen aktuell zwischen dem peruanischen Staat, Archiven, Anthropolog*innen und lokalen Gemeinden verhandelt? Aufgrund von anthropologischer Sammeltätigkeit und Archivierung, die im Globalen Norden oder in Metropolen des Südens initiiert wurden, waren diese Aufnahmen seit Jahrzehnten von den Lokalgemeinden, in denen sie aufgenommen wurden, getrennt. Basierend auf zwei Fallstudien in den genannten Regionen, die bisher in der Forschung wenig Beachtung fanden, sowie das Schlüsselkonzept von „geteilten Klanglandschaften“ (“shared soundscapes”) wird das Projekt untersuchen, wie bestimmte Akteur*innen – darunter Musiker*innen, Kulturförderer und Lehrer*innen – die Aufnahmen von traditioneller Musik und Tanz gestalten, erleben und Klanglandschaften miteinander teilen, im Bestreben Anerkennung als eine kulturell unterscheidbare Gruppe zu erlangen. Der theoretische Ansatz des Projekts ist an der Schnittstelle von Archivanthropologie und Studien zu Musikpatrimonialisierung angesiedelt und wird angewandt, um theoretisches Wissen über Musikrevitalisierungen und Identitätspolitik als wichtige Prozesse, die nationale und lokale Identitäten sowie Hierarchien formen, zu generieren. Als eine innovative Forschungsmethode wird das Projekt Archive und ihre Materialien mittels eines kollaborativen Vorgehens aktivieren. Teams, die Anthropolog*innen und lokale Expert*innen als Forschungsmitarbeiter*innen in Musik und Tanz integrieren, werden die Feldforschung durchführen. Die Teams werden Daten auf der Grundlage von teilnehmender Beobachtung, narrativen und themenzentrierten Interviews sowie von Hervorlocken (elicitation) mittels historischer Tonaufnahmen sammeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Peru
ausländ. Mitantragstellerin Professorin Gisela Canepa, Ph.D.
 
 

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