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Zur Unzeit herzkrank. Zeitstrukturen des guten Lebens in der Psychokardiologie

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424883170
 
Das Teilprojekt betrachtet bei Menschen, die von einer vorzeitigen und damit subjektiv oft „unzeitigen“ Herzkrankheit betroffen sind, Veränderungen in der Wahrnehmung und Gestaltung eines für sie guten Lebens. Untersucht wird an und mit diesen Personen und einer Gruppe von Angehörigen, wie die Herzerkrankung das Erleben und die Gestaltung der Zeit, etwa Aspekte von Zeitsouveränität, Generationenbeziehungen sowie den Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beeinflusst, ob und wie das veränderte Zeiterleben zu der bei diesen Personen gehäuften Inzidenz psychosozialer Folgeprobleme bzw. psychischer Störungen beiträgt bzw. hierdurch zusätzlich akzentuiert wird und wie sich die zunehmend als zentrales medizinisches Therapieziel akzeptierte Lebensqualität der Betroffenen als eine ganzheitliche und in einer Zeitperspektive verortete Vorstellung vom guten Leben verstehen lässt. Hierfür wird nach einer interdisziplinären Erarbeitung der zugrundeliegenden Begriffe und Konzepte eine vorwiegend qualitative empirische Querschnittsuntersuchung konzipiert und durchgeführt. In dieser soll mittels Interviews u.a. auf der Grundlage phänomenologischer Psychopathologie und operationalisierter psychodynamischer Diagnostik ein mehrdimensionales Bild von Vorstellungen guten Lebens in der Zeit bei diesen Personen vermittelt, Defizite etablierter Instrumente zur Lebensqualitätsmessung in der Medizin sowie bislang unzureichend gedeckte Unterstützungs- bzw. Behandlungsbedarfe aufgezeigt und Perspektiven für die Weiterentwicklung von Lebensqualitätsmessung und gezielten Interventionen skizziert werden. Das Teilprojekt stimmt sich in der ersten Phase zur theoretischen Fundierung eng mit TP 1 (Philosophie) ab, dem es in der Folge empirisches Material zur Überprüfung seiner theoretischen Annahmen zur Verfügung stellt. Durch gezielte Betrachtung von Geschlechtereffekten, etwa im Bereich der Familienplanung junger Frauen und Männer mit Herzerkrankung, ergeben sich Anknüpfungspunkte an die reproduktionsmedizinischen Fragestellungen der TP 4 (Soziologie/Sozialpsychologie) und TP 5 (Ethik der Reproduktionsmedizin). Die gewonnenen Videointerviews und darin enthaltenen Narrative sollen in Zusammenarbeit mit TP 2 (Film/Fernsehen) hinsichtlich des enthaltenen szenischen Materials, andererseits textanalytisch unter Nutzung der in den TP 4 (Soziologie/Sozialpsychologie) und TP 6 (Allgemeinmedizin) vorhandenen Methodenkompetenz ausgewertet werden. Die nach klinischer Erfahrung erwartete Wahrnehmung vorzeitigen Altseins durch Menschen, die im jungen oder mittleren Le-bensalter eine Herzkrankheit erleiden, wirft Fragestellungen auf, die mit Hilfe des begrifflich-konzeptionellen Instrumentariums von TP 7 (Ethik der Altersmedizin) und vergleichend mit den empirischen Erkenntnissen von TP 6 (Allgemeinmedizin) bearbeitet werden können.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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