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Zwischen Verantwortung und Reziprozität – Beiträge der experimentellen Korruptionsforschung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448261984
 
Korruption im privaten und öffentlichen Sektor wurde systematisch insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten aus der Perspektive vieler Disziplinen und mit großem gesellschaftspolitischen Interesse untersucht. Trotz der vielfachen Forschung sind die Ergebnisse eher begrenzt (Persson et al. 2012). So zeigt sich beispielsweise in der Entwicklungshilfe oder bei der öffentlichen Auftragsvergabe, wie Kontrollsysteme wirkungslos bleiben und zunehmend die Verantwortung und intrinsische Motivation beeinträchtigen. Erkenntnisse darüber, wie dies zu vermeiden ist, bleiben unsystematisch.Ein plausibler Grund für dieses Problem besteht darin, dass die vielfältigen Maßnahmen der Korruptionsprävention zumeist nur auf eine generalpräventive Wirkung abzielen. Dabei gerät eine zentrale Eigenschaft der Korruption aus dem Blickfeld: Amtsträger und Geschäftspersonen bauen reziproke Beziehungen auf, mit denen sie ihre gegenseitigen Ansprüche sichern. Die ökonomische Forschung der letzten Jahre hat aufgezeigt, dass generalpräventive Maßnahmen kontraproduktiv sein können, da sie ein Schweigekartell und die reziproken Beziehungen korrupter Akteure stärken können (Buccirossi und Spagnolo 2006; Lambsdorff 2007; 2012). Gleichzeitig hat die Forschung die Bedeutung der intrinsischen Motivation und ihre Gefährdung durch Kontrollmaßnahmen belegt (Falk and Kosfeld 2006; Gächter and Schulz 2016). Ein umfassender, verhaltensorientierter Ansatz muss Maßnahmen identifizieren, mit denen gleichzeitig eine generalpräventive Wirkung, eine Stärkung der Verantwortung und eine Eindämmung der Reziprozität erzielt werden. Hierzu verwendet das Projekt ein neuartiges experimentelles Design mit dem sich die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen der Korruptionsbekämpfung systematisch im Labor untersuchen lassen. Der Mehrwert des Projekts relativ zur bestehenden Forschung besteht darin, dass 1) die korrupte Beziehung realitätsnah als Grauzone zwischen Erpressung, Bestechung und Amtsmissbrauch modelliert wird, 2) vier prominente Methoden der Korruptionsbekämpfung auf ihre Wirkung getestet werden, insbesondere die Bestrafung der Vorteilsgewährung, Vorteilsannahme, Amtsmissbrauch und die Nichtigkeit des Grundvertrags, 3) im Design die intrinsische Motivation eines Amtsträgers eine prominente Rolle einnimmt, 4) naive Annahmen bezüglich einer fehlerfreien Strafverfolgung vermieden werden, 5) die wohlfahrtsökonomischen Folgen der Korruption systematisch erfasst und in die Analyse integriert werden und 6) die externe Validität mit Hilfe einer Durchführung in 6 Ländern im Ausland gestützt wird. Damit geht das Projekt weit über den derzeitigen Stand der Forschung hinaus und ermöglicht die Identifikation von wirksamen Maßnahmen der Korruptionsbekämpfung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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