Detailseite
Projekt Druckansicht

Menschen mit geistigen Behinderungen als Akteure ihrer Geschichte: Teilhabeorientierte Praktiken einer Public Disability History

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447590969
 
Die Disability History war seit ihren Anfängen zunächst ein Betätigungsfeld einer kleinen Gruppe von Forschenden, die oft selbst über Erfahrungen mit ihrer eigenen Behinderung verfügten. Seit einigen Jahren entwickelt sie sich allerdings mehr und mehr zu einer allgemeinen Subdisziplin der Geschichtswissenschaften, nicht zuletzt auch beeinflusst durch gesellschaftliche Diskurse über den Umgang mit Behinderung. Durch die Bedeutung, die dieses Phänomen in der Gegenwart erlangt hat, wächst auch die Aufmerksamkeit gegenüber der Vergangenheit. Indem Forschungsergebnisse zur Geschichte von Menschen mit Behinderungen über Ausstellungen, Bücher, Filme und letztlich auch Material für den Geschichtsunterricht ihren Weg in die Öffentlichkeit finden, wird aus einer Disability History in vielen Fällen eine Public Disability History. Public History kann als Teilhabeprojekt verstanden werden, indem unterrepräsentierte Gruppen am Prozess der Geschichtsschreibung beteiligt werden können. Das hier beantragte Projekt versucht, eine Public Disability History einerseits theoretisch zu modellieren, darüber hinaus aber die praktische Anwendung dieses Modells empirisch zu begleiten. Zielgruppe sind Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist ein Modell einer Public Disability History, welches sowohl die politischen Forderungen der Behindertenrechtsbewegung, die aus einer Disability History als emanzipatorische Geschichte resultieren, berücksichtigt als auch die epistemologischen Herausforderungen einer derart normativen Forschung kenntlich macht (Barsch 2020, in Druck). Auf Basis dieses Modells soll eine Geschichtswerkstatt konzipiert werden, in der Menschen mit geistiger Behinderung entsprechend des Leitmotivs der Behindertenrechtsbewegung „Nichts über uns, ohne uns” eine Ausstellung zur Geschichte von Menschen gestalten. Methodisch wird dabei ein partizipativer Ansatz verfolgt, bei dem die Erstellung von Ausstellungstexten in Leichter Sprache ein zentraler Aspekt ist. Die Arbeit der Geschichtswerkstatt soll ethnografisch begleitet werden, die Gestaltung der Ausstellungstexte hinsichtlich ihrer inhaltlichen Verständlichkeit soll im Rahmen der Ausstellung bei heterogenen Besuchergruppen erfasst werden. Forschungsfragen sind:- Welche historischen Aushandlungsprozesse vollziehen Menschen mit geistiger Behinderung bei der Rekonstruktion von Geschichte mit Hilfe adressatengerechter Sprache?- Welche historischen Sinnbildungsprozesse werden durch Texte in Leichter Sprache bei behinderten und nichtbehinderten Rezipient_innen angeregt?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung