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Metaphern der Unterscheidung und Transgression – Konzeptualisierungen des Religiösen und Säkularen in den USA am Beispiel von Moral Majority und Human Potential Movement zwischen 1960 und 1980
Antragsteller
Professor Dr. Sebastian Schüler
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447242353
Mit diesem Forschungsprojekt soll der Gebrauch von Metaphern in der Kommunikation von zwei religiösen Bewegungen in den USA zwischen den Jahren 1960 und 1980 mittels systematischer Metaphernanalyse untersucht werden. Das Forschungsprojekt geht dabei der Frage nach, wie religiöse Wirklichkeit metaphorisch konstruiert und wie Religion dadurch auch konzeptuell von ihrem Anderen/Gegenüber unterschieden bzw. neu in Verhältnis gesetzt wird. Ziel ist es, Rückschlüsse darüber zu erhalten, warum in den gesellschaftlichen Differenzierungsprozessen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in bestimmten religiösen Milieus Religion auf die eine oder andere Art neu konzeptualisiert wird, auf welche soziokulturellen Prozesse und Diskurse dabei reagiert wird, und welche Deutungs- und Handlungsoptionen damit verbunden werden. Das Projekt verfolgt dabei die übergeordnete Hypothese, dass die funktionale Differenzierung von Gesellschaft eine Pluralität konzeptueller Unterscheidungen und Neujustierungen (Transgressionen) von Religion und Säkularem und dementsprechende metaphorische Rahmungen hervorbringt. Die beiden Fallbeispiele dienen daher als zwei mögliche Typen der Reaktion auf funktionale Differenzierungsprozesse, die jeweils für unterschiedliche Formen konzeptueller Entdifferenzierung von Religion stehen: Die Moral Majority repräsentiert den Typus der Entdifferenzierung von Religion und Politik und die Human Potential Movement repräsentiert den Typus der Entdifferenzierung von Religion und Wissenschaft. In beiden Fällen fragt das Projekt nach den impliziten kommunikativen Unterscheidungen und Transgressionen von Religion und ihrem Anderen.Damit greift das Projekt eine aktuelle Fachdebatte zu Säkularisierungstheorien und Differenzierungstheorien moderner Gesellschaften auf und möchte dazu einen innovativen Beitrag leisten, indem nach den metaphorischen Strukturen religiöser Kommunikation gefragt wird, durch die konzeptuelle Unterscheidungen und Transgressionen (und damit die kognitiven Rahmungen von Weltbildern und Denkweisen) vorgenommen werden. Die Begriffe der Unterscheidung und Transgression beschreiben dabei einen stetigen Prozess der Neujustierung gesellschaftlicher Sinnprovinzen und postulieren zudem, dass der gesellschaftliche Differenzierungsprozess eine hohe Dynamik von neuen Konzeptualisierungen erzeugt. Das Projekt geht entsprechend davon aus, dass die Analyse von Metaphern aufzeigen kann, wie kognitive Konzeptualisierungen die lebensweltlichen Wahrnehmungen und Handlungen in sozialen und religiösen Bewegungen mitbestimmen. Dazu sollen zentrale und periphere Quellen der beiden Bewegungen gesichtet, sondiert und selektiert werden, um an Schlüsseltexten tiefgreifende Metaphernanalysen durchzuführen. Das Projekt orientiert sich im Forschungsdesign an der Grounded Theory Methodologie und in der Analyse an der systematischen Metaphernanalyse nach George Lakoff und Mark Johnson bzw. in der Weiterentwicklung bei Rudolf Schmitt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen