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Veränderungsmechanismen psychotischer Störungen: Die Lücke zwischen Symptomentstehung und Interventionen im Alltagskontext überbrücken.
Antragstellerin
Professorin Dr. Annika Clamor
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 446018838
Eine effektive Behandlung psychotischer Störungen ist höchst relevant, nicht zuletzt aufgrund des verminderten subjektiven Wohlbefinden und einer reduzierten Lebenserwartung der Betroffenen. Darüber hinaus entstehen durch die Symptome hohe wirtschaftliche Kosten. Um die psychotherapeutischen Ansätze für psychotische Symptome zu verbessern ist es vielversprechend, a) Interventionen auf der Grundlage von Erkenntnissen über Mechanismen der Symptomveränderung zu etablieren und b) diese Interventionen flexibler und zugänglicher einzusetzen. Lösungen für beide Herausforderungen können in den Möglichkeiten der ecological momentary interventions (EMI) gefunden werden. Die zumeist Smartphone gestützten Interventionen sind jederzeit verfügbar und können jeden mit einer entsprechenden, verhältnismäßig günstigen, Ausstattung erreichen. Trotz des enormen Potenzials birgt dieser Ansatz auch das Risiko, dass unzureichende oder unwissenschaftliche Interventionen angeboten werden. Um diese Technologien verantwortungsbewusst bei psychotischen Störungen einzusetzen, wollen wir ein internationales Netzwerk von WissenschaftlerInnen bilden. Durch die Zusammenarbeit kombinieren wir fundierte Kenntnisse aus der Grundlagen- und Interventionsforschung für psychotische Hauptsymptome mit Expertenwissen zu EMI-Methoden und der Umsetzung im breiteren Feld der psychischen Störungen. Zwei Hauptziele des Netzwerks wurden aufgestellt. Erstens wollen wir ein besseres Verständnis der Mechanismen der Symptomveränderung bei psychotischen Störungen erreichen. Diese Mechanismen beinhalten kognitive, emotionale und physiologische Faktoren, die den Hauptsymptomen vorausgehen, die wahrscheinlich kausal an der Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome beteiligt sind und die vielversprechende Ziele für Interventionen darstellen. Zweitens wollen wir aus diesem Verständnis von Zielmechanismen EMI ableiten und entwickeln. Diese sollen dann, in Kombination mit der Beurteilung von Symptomen in Alltagsmessungen, über optimierte Entscheidungsregeln und Algorithmen zum Einsatz kommen und im Erfolg bewertet werden. Das vorgeschlagene wissenschaftliche Netzwerk besteht hauptsächlich aus JungwissenschafterInnen. Das Netzwerk ermöglicht ihnen den Austausch mit den etablierten Mitgliedern im Netzwerk und Gastexperten sowie den Aufbau internationaler und nationaler Kooperationen in einem prosperierenden Bereich. Konkrete angestrebte Ergebnisse sind: Die Einigung auf Zielmechanismen für das EMI; Konsens über Instrumente, die die Forscher in zukünftigen Studien einsetzen, um einen besseren Vergleich der zukünftigen Ergebnisse des Feldes zu ermöglichen; die Durchführung von Pilotstudien für verschiedene Symptombereiche; gemeinsame Veröffentlichungen; die Vorbereitung von Projektanträgen zur Fortsetzung der (inter)nationalen Zusammenarbeit. Dazu sind fünf Treffen des Netzwerks sowie ein öffentliches Symposium mit der Präsentation von Ergebnissen und Zukunftsvisionen an der Universität Hamburg geplant.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e)
Professorin Tania Marie Lincoln, Ph.D.