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Die Inschriften von Patara. Geschichte und Epigraphik einer antiken Hafenmetropole

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445116883
 
Das antike Patara war seit spätklassischer Zeit eine der führenden Städte Lykiens und einer der wichtigsten Häfen der kleinasiatischen Südküste. Die von moderner Überbauung kaum gestörten Ruinen werden seit 1988 durch die Univ. Antalya archäologisch erforscht. Auf Einladung der Grabungsleiterin Havva İşkan hat ein von Ch. Schuler (Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI, München) und K. Zimmermann (Forschungsstelle Asia Minor, Univ. Münster) geleitetes Team seit 2010 erstmals den gesamten Inschriftenbestand der Stadt systematisch aufgenommen. Während vor Beginn der Arbeiten 96 Inschriften bekannt waren, hat sich der Bestand bis heute auf ca. 720 Texte vergrößert. Patara gehört damit nicht nur quantitativ zu den wichtigsten Fundorten antiker Inschriften in der Türkei. Auch die typologische und inhaltliche Vielfalt der Texte ist herausragend: Sie reicht von einer perserzeitlichen Grabinschrift über die beiden einzigen Tempelinventare Lykiens, umfangreiche Spender- und Stadträtelisten aus Späthellenismus und Frühkaiserzeit sowie den sog. "Stadiasmus Patarensis" bis hin zu einer Serie bedeutender Bauinschriften des 1.Jh. n.Chr., zahlreichen Ehren- und Stiftungsinschriften zur städtischen und provinzialen Elite des 2. und 3.Jh. und mehreren der in Lykien seltenen christlichen Texte, unter denen das Grabepigramm für Bischof Eudemos aus dem 4.Jh. n.Chr. herausragt.Nächstes Ziel des Projektes und Gegenstand dieses Antrages ist es, das gesamte teils unedierte, teils verstreut publizierte Material in einem Corpus zusammenzufassen. Die Texte sollen durch Übersetzungen, substantielle Kommentare, analytische Indices und eine Sammlung der literarischen und sonstigen epigraphischen Testimonien zu Patara umfassend erschlossen werden. Eine historische Einführung zur Ereignisgeschichte, den Institutionen und Kulten, der urbanistischen Entwicklung und der Inschriftenkultur der Stadt soll die epigraphischen Daten in ein Gesamtbild integrieren und eine differenzierte Grundlage für weiterführende Forschungen schaffen. Das Corpus wird nicht nur ein völlig neues Bild einer der bedeutendsten lykischen Städte entstehen lassen, sondern auch neues Licht auf die Geschichte Lykiens v.a. in Hellenismus und Kaiserzeit werfen. Insbesondere die schrittweise Integration einer Region in das Imperium Romanum, die Einrichtung einer Provinz und deren lokale und regionale Konsequenzen lassen sich mittels der Inschriften von Patara so genau beobachten wie in keiner anderen lykischen und kaum einer anderen Stadt Kleinasiens. Die Inschriften von Patara sind deshalb weit über den lokalen und regionalen Zusammenhang für allgemeine Fragen der antiken Geschichte von großer Bedeutung. Um dieses Potential voll ausschöpfen zu können, ist die Erschließung des Materials in der beschriebenen Form eine notwendige Voraussetzung. Der Mehrwert des geplanten Corpus übersteigt durch die analytische Auswertung des Gesamtbestandes bei weitem die Möglichkeiten einer bloß additiven Sammlung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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