Gegenwärtige musikpsychologische Ansätze begreifen musikalisches Hören nicht als konstanten, sondern größtenteils variablen Prozess, der von erworbenem implizitem Wissen abhängt und in ständigem Wechselspiel mit dem soziokulturellen und ästhetischen Kontext sowie dem historischen musikalischen Strukturwandel steht. Umgekehrt lässt sich musikalischer Strukturwandel zum Teil aus kognitiven Faktoren und aus dem historischen Wandel musikalischen Hörens begreifen. Das vorliegende Projekt sieht vor, aus kognitiver Perspektive mit einer Kombination experimenteller, computerbasierter und theoretischer Ansätze zur Klärung der grundlegenden Frage beizutragen, wie und unter welchen Bedingungen es im Lauf der Geschichte zu substantiellen Veränderungen im musikalischen Hören und der musikalischen Struktur kommen kann und welche Rolle kognitive Faktoren in diesem Entstehungsprozess emergenter Strukturen spielen. Hierbei überträgt das Projekt bestehende Methoden der Musikkognitionsforschung auf diese in der Musikkognition bisher kaum bearbeitete Fragestellung. Dieser methodisch und Institutionell neuartige Ansatz wird entscheidende Erkenntnisfortschritte ermöglichen, da die gewonnenen Einsichten im Anschluss an die kognitiv-empirische Arbeit aus einer fächerübergreifenden theoretischen Perspektive zusammengeführt werden sollen.
DFG Programme
Emmy Noether Independent Junior Research Groups