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Glukokortikoid-gestützte Nahrungsmittelexposition bei Binge Eating Störung
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442211733
Hintergrund: Die Binge Eating Störung (BES) ist die häufigste Form von Essstörungen und primär durch unkontrollierbares Verlangen nach Nahrungsaufnahme und regelmäßige Episoden anfallsartigen Essens gekennzeichnet. Obwohl die BES v.a. mittels kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) relativ gut behandelt werden kann, brechen etwa 25% allerPatienten die Behandlung frühzeitig ab und 50% erleben Rückfälle. Das unkontrollierbare Verlangen nach Nahrungsmitteln u. die folgende Nahrungsaufnahme können als konditionierte Reaktionen auf interne u. externe nahrungsassoziierte Reize angesehen werden. Nahrungsmittelexposition mit Reaktionsverhinderung stellt eineKernintervention der KVT bei BES dar und zielt darauf ab, diese konditionierten Reaktionen mittels wiederholter Extinktionserfahrungen zu reduzieren. Während dieser Extinktion werden neue Gedächtnisinhalte konsolidiert. Präklinische u. klinische Forschung konnte zeigen, dass diese Gedächtnisprozesse durch Glukokortikoide beeinflusst werden können. So inhibieren erhöhte Glukokortikoidspiegel den Abruf affektiv geladener Gedächtnisinhalte und erleichtern Gedächtniskonsolidierungsprozesse. Diese Effekte wurden genutzt um durch Glukokortikoidgabe die Effekte von Expositionstherapie bei Angststörungen zu verbessern. Vor dem Hintergrund dieser Befunde erscheint es vielversprechend, die potentiellen Effekte von Glukokortikoiden auf zentrale Gedächtnisprozesse bei Expositionstherapie von BES zu untersuchen. Methode: Es handelt sich um eine pilotierende, doppel-blinde, randomisierte, placebo-kontrollierte Überlegenheitsstudie mit zwei parallelen Behandlungsarmen. Die übergeordnete Fragestellung des Projektes ist, ob bei BES Extinktionslernen während Nahrungsmittelexposition durch Glukokortikoide verstärkt werden kann. Hierfür sollen 50 Patienten mit BES rekrutiert werden. Nach der initialen Erfassung von Essstörungssymptomen, Nahrungskonsum, habituellem u. reiz-induziertem Verlangen nach Nahrungsmitteln sowie nahrungsbezogenen Ängsten, werden die Teilnehmer zufällig drei Sitzungen Expositionsbehandlung plus entweder Cortisol oder Placebo zugewiesen. Während und nach der Intervention sowie einen Monat später werden die genannten Parameter erneut gemessen. Zusätzlich sollen Analysen der Aktivität von Glukokortikoidrezeptoren und STAT Signalpfaden Aufschluss über molekulare Interaktionsprozesse zwischen Immunsystem und Extinktionslernen geben. Klinische Relevanz und Innovationsgehalt: Die geplante Studie übersetzt Grundlagenbefunde in einen neuen kombinierten Behandlungsansatz. Es ist die erste Studie, die Effekte von Glukokortikoiden auf zentrale Gedächtnisprozesse untersucht, welche der Expositionsbehandlung bei Essstörungen zugrunde liegen. Darüber hinaus soll die Studie durch Untersuchung wichtiger Faktoren der Gentranskription zu einem verbesserten Verständnis der Wirkmechanismen dieser biochemischen Augmentation von Expositionstherapie beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Dominique de Quervain