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Empathischer Stress im Familiensystem

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441652844
 
Zwischenmenschliche Interaktion benötigt empathische Fertigkeiten wie Empathie, Mitgefühl und Perspektivübernahmefähigkeit. Trotz der unumstritten adaptiven Natur der Empathie kann diese auch negative Zustände wie Schmerz oder Stress auslösen und über einen langen Zeitraum hinweg zu Burnout führen. Die Übertragungswege empathischen Mitempfindens beinhalten die Hauptstressachsen. Sowohl unser sympathisches Nervensystem, als auch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden Achse sind aktiviert, wenn wir den Stress anderer Menschen erleben. Diese sogenannte empathische Stressresonanz ist besonders stark ausgeprägt, wenn wir unserem Gegenüber emotional und räumlich nahe sind. Den Stress unserer Mitmenschen mitzuempfinden kann adaptive Funktionen haben, wie die Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses oder die Mobilisierung von Energie, um zu helfen. Ein stark stressbelastetes familiäres Umfeld kann aber auch zu chronischer, Empathie-abhängiger Stressaktivierung führen und die Vulnerabilität für stressassoziierte Erkrankungen erhöhen. Kinder, deren Stresssystem sich noch entwickelt, sind für die negativen Folgen chronischer Stressansteckung möglicherweise besonders empfindlich. Im vorliegenden Antrag ersuchen wir um eine einjährige Verlängerung eines momentan geförderten dreijährigen Projektes zur Untersuchung von empathischem Stress im Familiensystem. In drei Work Packages (WPs) erforscht das Projekt das Vorhandensein empathischer Stressreaktionen in Eltern-Kind Dyaden und untersucht akute Effekte von empathischem Stress auf kognitive Funktionen bei Kindern (WP1). WP 1 wurde erfolgreich abgeschlossen. Ein Manuskript ist aktuell in Druck und zwei weitere in Begutachtung. WP 2 ermittelt den Einfluss des mütterlichen Gesichtsausdruckes und dessen Mimikry durch das beobachtende Kind auf die empathische Stressentstehung. Außerdem wird die Rolle sozio-affektier und -kognitiver Fähigkeiten an der Entstehung von Stressresonanz untersucht. Mit dem Ziel, die ökologische Validität der Stressübertragung zu prüfen, wird in WP 3 schließlich die Kortisol-Kovarianz der bereits in WP 2 getesteten Eltern-Kind Dyaden im Alltag erfasst. Des Weiteren ist geplant, Verhaltensmodulatoren alltäglicher Kortisol-Kovarianz sowie Gesundheitsparameter in den Kindern zu explorieren. Die Durchführung von WPs 2+3 wurde durch die Hygieneauflagen im Rahmen der Covid-19 Pandemie extrem gebremst. Seitdem die Restriktion aufgehoben wurden, konnten wir ~44 % der geplanten 80 Eltern-Kind Dyaden testen. Die Datenerhebung wird innerhalb der dreijährigen Förderperiode beendet werden. Ziel der einjährigen Verlängerung ist die Finalisierung der Datenanalyse sowie die Publikation resultierender Manuskripte. Unsere Ergebnisse werden zu einem besseren Verständnis von Bedeutung und Mechanismen der Stress-Transmission innerhalb der Familie beitragen. Darüber hinaus liefern sie die Grundlage zur Entwicklung von Ansätzen zum Schutz vor chronischer Stressansteckung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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