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Töpfereitraditionen als Spiegel gesellschaftlicher Strukturen des 5. und 4. Jt. v. Chr. im nördlichen Mitteleuropa

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 438036891
 
Bereits seit mehreren Jahrzehnten bildet der Übergang von Jäger-/Sammlerkulturen zu den agrarischen Gesellschaften und deren Konsolidierung während des Neolithikums im nördlichen Mitteleuropa einen Schwerpunkt in der Siedlungsforschung. Dabei steht die Frage nach den strukturellen Verknüpfungen zwischen Siedlungen, Gräbern und Kultplätzen der Trichterbecherkultur in ihren unterschiedlichen Ausprägungen häufig im Fokus, zuletzt auch im DFG SPP Monumentalität und soziale Differenzierung. Bei diesen Forschungen hat es sich bestätigt, dass in Ergänzung zu typochronologischen Studien durchgeführte naturwissenschaftliche Analysen an Keramikfunden in hohem Maße dazu beitragen können, neue Erkenntnisse über die gesellschaftliche Organisation innerhalb von Mikroregionen dieses Zeitraums zu gewinnen. So konnte in mehreren Pilotstudien auf der Basis der Analyse der zur Töpferei verwendeten Rohstoffe gezeigt werden, in welcher Weise lokale Netzwerke aufgebaut waren und inwieweit Interaktionen zwischen mehreren Siedlungen bestanden. Darüber hinaus ist es auch möglich, Aussagen zur räumlichen Einbindung von Monumenten zu machen. Weiterhin können anhand von nicht lokal hergestellten, fremden Gefäßen wichtige Anhaltspunkte für überregionale Kommunikationsverbindungen gewonnen werden. Ein weiteres großes Potential von Keramikanalysen besteht in der Charakterisierung des Überganges zwischen aufeinander folgenden Kulturen, wie der keramischen Phase der Ertebølle-Kultur und der frühen Trichterbecherkultur. Damit stellen sie unabhängige, verlässliche Informationen zur Verfügung, die vor allem bei der Interpretation von aDNA-Untersuchungen an menschlichen und tierischen Skelettresten einbezogen werden sollten. Hier will das beantragte Projekt ansetzen, indem es Keramikinventare aus Siedlungen, Monumenten sowie aus Flachgräberfeldern aus sieben Mikroregionen detailliert und vergleichend analysiert, die sich räumlich zwischen den Niederlanden, den dänischen Inseln und dem Oderraum befinden und gemeinsam mit den bereits im SPP Monumentalität durchgeführten Untersuchungen große Teile des Verbreitungsgebietes der Trichterbecherkultur abdecken. Es wurden ausschließlich Regionen ausgewählt, in denen während der letzten Jahrzehnte intensive Forschungsaktivitäten zum Übergang vom Spätmesolithikum zur Trichterbecherkultur bzw. zur Trichterbecherkultur selbst stattgefunden haben, so dass sie bereits optimale Voraussetzungen für eine ganzheitliche Bewertung der gewonnenen Keramikdaten bieten. So ist es beispielsweise möglich, auf Landschaftsrekonstruktionen, zahlreichen 14C-Datierungen sowie auf typologische Keramikstudien für die einzelnen Regionen zurückzugreifen und diese bei der Interpretation der neu erzielten Ergebnisse zu nutzen. Vor diesem Hintergrund wird erwartet, dass durch das Projekt ein substanzieller Beitrag zur Rekonstruktion der Raumnutzung und gesellschaftlichen Organisation während des 5. und 4. Jt. v. Chr. im nördlichen Mitteleuropa geleistet wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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