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Ist implizite Theory of Mind ein robustes kognitives Phänomen? Systematische, multizentrische Replikations- und Validierungsstudien mit Kindern und Erwachsenen
Antragsteller
Professor Dr. Johannes Rakoczy; Dr. Tobias Schuwerk
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434233896
Vor fast zwei Jahrzehnten revolutionierten Studien, die nicht-sprachliche spontane Reaktionen bei Kleinkindern untersuchten, die Erforschung der Theory of Mind, unserer Fähigkeit, subjektive mentale Zustände wie Überzeugungen, Wünsche und Absichten anderen und uns selbst zuzuschreiben. Diese Studien legten nahe, dass sogar Kleinkinder unter drei Jahren in der Lage sind, die falschen Überzeugungen anderer Agenten zu verfolgen und stellten damit bestehende theoretische Annahmen in Frage. In den letzten Jahren wurde jedoch eine kritische Neubewertung dieser Paradigmen vorgenommen: Teilweise oder gescheiterte Replikationen haben ihre Robustheit in Frage gestellt. Um diese unzufriedenstellende Situation anzugehen und Klarheit in das empirische Puzzle zu bringen, haben wir ManyBabies 2 mitgegründet– ein globales, multilaboratorisches Forschungskonsortium. Wir leiten das Projekt seitdem gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnerinnen und Partnern. Unsere Mission ist dreigeteilt: die Reproduzierbarkeit und Validität der einflussreichsten Theory-of-Mind-Paradigmen rigoros zu testen, Methoden und Best-Practice-Vorgehen für die Erforschung der Theory of Mind in der frühen Kindheit zu verfeinern und adversariale Zusammenarbeit zu fördern, um konkurrierende theoretische Ansätze gegeneinander zu prüfen. In der ersten Phase unseres Projekts etablierten wir ManyBabies 2 als dynamisches und effektives internationales Konsortium. Wir legten solide theoretische Grundlagen, indem wir Ordnung in die aktuelle empirische Situation brachten und ein robustes methodologisches Rahmenwerk entwickelten, das Studien mit Hunderten von Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern in zahlreichen Laboren weltweit ermöglichte. Diese Struktur wurde bewies sich als erfolgreich in einem registered report, in dem 47 Labore aus 17 Ländern und 4 Kontinenten Eye-Tracking-Daten von 709 Kleinkindern im Alter von 18 bis 27 Monaten und 727 Erwachsenen sammelten. In unserem zweiten Förderungszeitraum konzentriert sich unser Fokus weiterhin auf die noch offenen zentralen Fragen zur Theory of Mind in der frühen Kindheit. Durch eine Reihe aufeinanderfolgender konzeptueller Multi-Lab-Replikationsstudien streben wir an, unser Verständnis für die Validität der aktuellen Maße zu vertiefen. Darüber sind wir durch die Diversifizierung unserer Stichproben, die Personen aus verschiedenen geografischen, kulturellen und sozioökonomischen Hintergründen umfassen, in der Lage, den Einfluss von Moderatorvariablen zu identifizieren und quantifizieren, um unser theoretisches Verständnis der frühkindlichen Theory-of-Mind-Entwicklung zu vertiefen. Schließlich sind wir bestrebt, frei verfügbare methodologische Innovationen und Best-Practice-Tools für Open Science weiterzuentwickeln und dem Fachgebiet zur Verfügung zu stellen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen