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Travelling imaginations – Rezeption, Adaption und Popularisierung der Heartland-Theorie Halford J. Mackinders
Antragsteller
Dr. Oliver Krause
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433575562
Das Projekt analysiert die Heartland-Theorie des britischen Geographen Halford J. Mackinder als Beispiel einer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts transkontinental und interdisziplinär wirksam gewordenen raumbezogenen Imagination. Gegenstand der Theorie ist die Vorhersage einer globalen Raumordnung, in deren Zentrum die als „Heartland“ bezeichnete ressourcenreiche und schwer zugängliche nördliche Region des asiatischen Kontinents steht. Hinter der bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts laufenden verkehrstechnischen Erschließung (Eisenbahn) dieses Heartlands vermutete Mackinder den Aufstieg einer neuen Territorialmacht, die in seinen Augen eine Bedrohung für die auf Seemacht gestützte Hegemonie Großbritanniens darstellte. Die so als geopolitische Dystopie aufgefasste Theorie publizierte Mackinder bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in drei, international und interdisziplinär rezipierten, adaptierten und popularisierten Varianten (1904, 1919, 1943). Im Verlauf des Rezeptions- und Adaptionsprozesses verselbstständigte sich die von Mackinder imaginierte globale Raumordnung, indem die regionale Bindung aufgelöst und die Theorie von der Autorenschaft Mackinders entkoppelt wurde. Indem das Vorhaben bislang disziplinär getrennt gestellte Fragen und Forschungsstände zur Rezeption und Adaption der Heartland-Theorie, zur Entstehung von Imaginationen, sowie zu Verbildlichungsprozessen (Kartographie) und Prozessen der Neuverräumlichung von Macht unter Globalisierungsbedingungen miteinander verknüpft, kann eine bisher ausgebliebene interdisziplinär angelegte Rekodierung im Kontext einer raumbezogen arbeitenden Global History geleistet werden.Ziel des Projekts ist es deshalb am Beispiel der Heartland-Theorie herauszufinden, wie und warum (Geo-)Imaginationen globaler Raumordnungen einen Prozess der Entkopplung durchlaufen und zu einem Evidenz erzeugenden kollektiv nutzbaren Konzept werden können, das schließlich als erklärungsstarkes Passepartout auf differente Kontexte anwendbar ist. Dabei spielen, so die im Projekt vertretene Hypothese, vor allem Prozesse einer komplexen Übersetzung zwischen den Medien Text und Karte (Verbildlichungsprozesse), sowie die interdisziplinäre Rezeption (Geschichtswissenschaft) eine zentrale Rolle. Die im Ergebnis auf eine Habilitationsschrift zielende Untersuchung gliedert sich in drei Arbeitspakete: Zunächst wird die Genese und Struktur der Heartland-Theorie Mackinders analysiert. Dann wird das Rezeptions- und Adaptionsverhalten eines umfangreichen Akteursnetzwerkes im internationalen und interdisziplinären Kontext vergleichend untersucht. Das dritte Arbeitspaket dient der Synthese, um am Beispiel der Heartland-Theorie mit Hilfe theoriebezogener Induktionen die Entstehung und Wirkung populärer raumbezogener (Geo-)Imaginationen im 20. Jahrhundert modellhaft zu erklären.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen