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Turnus: journalliterarische Mnemopoetik 1813 – 1863 – 1913

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
 
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stehen durch das Medienformat Journal angestoßene, thematisierte und reflektierte Akte des Erinnerns. Das Erkenntnisinteresse richtet sich dabei auf mnemopoietische, in den Bahnen einer Gedenkenlogik experimentierende Formen journalliterarischer Zeitverschriftung zwischen der unmittelbaren Dokumentation von Ereignissen einerseits und aus größerer zeitlicher Distanz gewonnenen historiographischen Narrativen andererseits. Der Untersuchung liegt die Prämisse zugrunde, dass Journale aufgrund ihrer medialen Formatspezifika Aktualität, Periodizität, Unabgeschlossenheit/Serialität und Paratextualität prädestiniert sind, Daten und Ereignisse in der rekursiven Logik von Jahrestagen oder Jubiläen auszuwählen, in Erinnerung zu rufen, zu modellieren und sie so als prinzipiell geschichtsträchtig und historiographiewürdig zu markieren.Das Teilprojekt sucht dies im Begriff des "Turnus" zu fassen, der als Ordnungsfigur der Wiederkehr Journalperiodizität und Formen regelmäßigen Gedenkens zusammenschließt. Untersucht werden sollen mnemopoietische Verschriftungen der Befreiungskriege 1813–1815 in journalförmigen, anthologischen und auf Erinnerungsarbeit spezialisierten neuartigen Form(at)en, bspw. in Gestalt von "Rückblicken", und zwar dominant synchron im Zeitraum von 1813 bis 1818 sowie ausgehend von den aus der Leipziger Völkerschlacht abgeleiteten Jubiläumsjahren 1863 und 1913 in Gestalt diachroner Längsschnitte, die Konjunkturen oder Verschiebungen im Turnus zutage fördern sollen. Ziel ist eine differenzierte Bestimmung der medienformatinduzierten Strukturen und Regeln mnemopoietischer Bearbeitung ›unmittelbarer‹ Zeitaufzeichnung, somit von Formen einer Zeitverschriftung zweiter Ordnung. Das Teilprojekt begibt sich damit auf von der Forschung bisher kaum beschrittenes Terrain. Geschichtswissenschaftliche Untersuchungen befragen journalförmige Medienformate in erster Linie als Quellen und stellen auf darin Mitgeteiltes scharf. Die literaturwissenschaftliche Forschung konzentriert sich vorwiegend auf buchförmige Veröffentlichungen und setzt, werden journalförmige denn überhaupt in Betracht gezogen, an der Untersuchungsgröße "Text" an. Unberücksichtigt bleibt dabei der formatspezifische Beitrag des jeweils mitteilenden Mediums zur Etablierung der auf die Befreiungskriege bezogenen Gedenkenlogiken. In diese Lücke sucht das Teilprojekt mit seinem medien- und materialbezogenen Untersuchungsvorhaben zu stoßen. Zur Erforschung rezeptionskultureller Prozesse im Ganzen der FOR trägt es mit der Analyse von Zeitverschriftung zweiter Ordnung bei, insofern (1) mit rekursiven Strukturen die Gesetzmäßigkeiten von Medienkonstellationen wie (2) von Transferprozessen und (3) mit der Institutionalisierung von Erinnerung die Überführung von Ephemerem in Dauerndes untersucht werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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