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Funeräre Landschaften, Kontakte und Mobilität in der Bronzezeit Nordwest-Arabiens
Antragsteller
Dr. Arnulf Hausleiter, seit 12/2020
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428031328
Mit dem beantragten interdisziplinären Vorhaben wird erstmals ein ausgedehntes Friedhofsgebiet einer nordwestarabischen Oase systematisch untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf einer funerären Landschaft mit Gräbern der Frühbronze- und der Mittelbronzezeit (ca. 3000 – 1500 v. Chr.), die durch fundamentale gesellschaftliche Veränderungen im gesamten Vorderen Orient gekennzeichnet ist. Im Umfeld der Oase von Tayma (Saudi-Arabien), einem Hauptumschlagplatz der späteren Weihrauchstraße, sind Tausende sichtbarer Grabanlagen erhalten, die noch nicht Gegenstand zielgerichteter Forschungen waren. Im Rahmen von Rettungsmaßnahmen wurden dort jüngst Bestattungen mit Waffenbeigaben ausgegraben, die bisher vor allem in Syrien und der Levante als Marker des sozialen Status‘ der Verstorbenen bekannt waren. Dieser neue Befund gab dazu Anlass, die näheren Umstände ihres Auftretens in Nordwestarabien und ihre Bedeutung zu erörtern. Hierbei wurden die überregionale Mobilität von Gruppen und Personen sowie eine damit zusammenhängende, mögliche Verbreitung bestimmter ritueller Bestattungspraktiken zur Diskussion gestellt, die es genauer zu erforschen gilt.Die methodisch breit angelegte Untersuchung beabsichtigt, archäologische und biologische Indikatoren zu identifizieren, die für die soziale Differenzierung innerhalb einer bronzezeitlichen Oasengesellschaft in Nordwestarabien relevant waren. Dabei soll auch der soziale Auswahlprozess, den die Gräber abbilden, erforscht werden. Erste Hinweise auf die gesellschaftliche Organisation erbrachten die inzwischen abgeschlossenen Ausgrabungen in der Siedlung von Tayma. Das Vorhaben ist außerdem darauf ausgerichtet, die Lebensbedingungen und Subsistenzstrategien der in der Oase und in ihrem Umfeld lebenden Menschen zu rekonstruieren sowie die Verflechtungen zwischen sesshaften Oasenbewohnern und mobilen Gruppen zu behandeln.Da antike oder rezente Grabmanipulationen und Störungen die Aussagekraft der Befunde beeinträchtigen, sollen diese Phänomene in einer Vorbereitungsphase zuerst genau untersucht werden, um zu testen, inwieweit die archäologische und biologische Quellengrundlage sowie die angewandte Methodik für die angestrebten eingehenderen Forschungen ausreichen.Im Kontext der fortschreitenden Zerstörung der Grabanlagen durch moderne Siedlungsmaßnahmen wird damit auch ein Beitrag zum Schutz einer einzigartigen Kulturlandschaft geleistet. Langfristig erlaubt die Verknüpfung der Grabbefunde mit den Ergebnissen der Siedlungsgrabungen eine Rekonstruktion sozio-biologischer Adaptionsprozesse im umweltlichen Kontext einer nordwestarabischen Oase.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Dr. Julia Gresky
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Ricardo Eichmann, bis 11/2020