Detailseite
Projekt Druckansicht

Selbststilisierung von Roma in der darstellenden Kunst

Antragsteller Dr. Lorenz Aggermann
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426338271
 
Das Forschungsprojekt dokumentiert und analysiert die Selbstilisierung von Roma in der darstellenden Kunst. Die bislang geleistete ,Antiziganismus‘-Forschung zur Diskriminierung und Marginalisierung von Roma und die vorherrschenden Repräsentationsgeschichten zur literarischen und diskursiven (Trans-)Formation von ,Zigeuner‘-Bildern werden hierdurch um eine Position ergänzt, die explizit Autorschaft, und damit verbunden, Handlungsmacht und strategische Kompetenz von Roma zum Gegenstand der Untersuchung macht. Ausgangspunkt sind die Inszenierungen des Theater Pralipe, von 1991 bis 2002 angesiedelt am Theater an der Ruhr, Mülheim, sowie weitere Aufführungen und Performances von und mit Roma. Methodisch gründet sich das Vorhaben auf einen Dreischritt, der die basale Aufführungsanalyse durch Befunde aus der Diskursanalyse erweitert und vermittels einer Dispositivanalyse wendet: Die Aufführungen werden auf Basis von Archivalien und Interviews rekonstruiert und dokumentiert, ehe sie hinsichtlich der darin entworfenen Subjektkonzeptionen analysiert werden. Darüber hinaus kontextualisiert das Vorhaben die deduzierten Modi der Selbststilisierung hinsichtlich der diskursanalytischen und literaturwissenschaftlichen Befunde zur Fremdstilisierung. Unter Verweis auf die Dialektik des Performativen und den damit einhergehenden Anti-Essentialismus betont es das experimentelle und ambivalente Potenzial der theatralen Selbststilisierung. In einem abschließenden Schritt, der Dispositivanalyse, werden diese ,minoritären Ästhetiken‘ als Antwort auf einen gesellschaftlichen Notstand interpretiert, d.h. in ihrer strategischen Bezugnahme auf das ästhetische, politische und ökonomische Umfeld sowie als Kritik desselben kenntlich gemacht.Die ,minoritäre Ästhetiken‘ der sozial und ethnisch divergenten Minderheit der Roma zielen mitunter auf Ergebnisse, die sich bislang unzureichend in den hegemonialen und genea-logischen Diskursen der darstellenden Kunst abbilden lassen. Das Vorhaben erschließt somit basale und notwendige Erkenntnisse bezüglich der ästhetischen Selbstrepräsentation dieser Mindherheit, nicht zuletzt für Roma, die bislang kaum Möglichkeiten haben, Wissen über ihre Kunst- und Lebensformen zu generieren. Mit der eingehenden Analyse dieser Ästhetiken sorgt das Vorhaben zudem für produktive Erkenntnis hinsichtlich der aktuellen Umbrüche in und den sozio-politischen Anforderungen an darstellende Kunst.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung