Project Details
Atlantischer Sklavenhandel als Schmuggel: Ramòn Ferrer und die "Amistad", 1830-1840
Applicant
Professor Dr. Michael Max Paul Zeuske
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 2007 to 2009
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 42533722
Der Fund kubanischer Akten zum Amistad-Fall (2005) im kubanischen Nationalarchiv in Havanna löste eine erhebliche Debatte um eine bislang völlig - trotz gewichtiger Publikationen in den USA - unbekannte Dimension des Amistad-Falles, vor allem an Sklaverei-Forschungszentren (University of Michigan, Ann Arbor; Gilder Lehrman Center, Yale, New Haven; New York University), aus. Die spanische Kolonial Verwaltung löste nach dem Tod des Kapitäns Ramón Ferrer (beim Aufstand der versklavten Afrikaner an Bord des Küstenschoners „Amistad ) eine Untersuchung auf Kuba aus. Die Untersuchung brachte ans Tageslicht, dass Ferrer nicht nur zwischen 1830 und 1839 Küstenhandel an der Nordküste Kubas betrieb (wie im Film „Amistad von Steven Spielberg dargestellt), sondern ein weit verzweigtes Netz von Kontakten auf ganz Kuba hatte. Aus den Gewinnen des Sklavenschmuggels sowie der illegalen Offizialisierung aus Afrika geschmuggelter Sklaven finanzierte er auch Sklavenschiffe für den transatlantischen Sklavenschmuggel von Afrika nach Kuba und investierte in die neue Technologie von Dampfschiffen. Das sind drei bislang überhaupt noch nicht bekannte oder gar aufgearbeitete Dimensionen des Amistad-Falles (paradigmatisch für den Sklavenhandel als Schmuggel für die gesamte Zeit von 1820 bis etwa 1872), deren Analyse zu einer Neubewertung des kubanischen, transatlantischen und karibischen Sklavenhandels im Zeitraum der Illegalität und zu einer Kritik der einseitigen US-zentrierten Darstellung führen kann. Dazu kommt, dass wir erstmals aus den Untersuchungsakten die Mannschaft und die Unterstützer des Schiffes Amistad rekonstruieren können, inklusive der Crew und der Hilfskräfte (wie Köche, Übersetzer, Ärzte, Lagerverwalter, Vermittler). Das Projekt dient der Erforschung dieser drei neuen Dimensionen und der paradigmatischen Rekonstruktion polykultureller Mannschaften von Sklavenschmuggelschiffen sowie der Durchbrechung der traditionellen Perspektive auf den Sklavenhandel (traditionell: „von Afrika nach Amerika ) durch Aufarbeitung einer Hin und Her Perspektive (extrem verknappt gesagt: Sklavenschiffe, Kapitäne und Mannschaften, Köche, Ärzte und Übersetzer fahren nach Afrika und verbreiten Waren sowie Informationen über Amerika und beeinflussen damit die Voraussetzungen für das, was in Amerika als „typisch afrikanisch gilt): Schiffbau (Ostküste der USA), Kaufleute-Netz und Unterstützer in der spanischen KolonialverwaJtung (Provinzarchive in Camagüey, Cienfuegos und Remedios auf Kuba, Archivo General de Indias, Sevilla), transatlantischer Sklavenhandel und illegaler Handel an der Westküste Afrikas (vor allem London, Lissabon, Kapverden (Santiago) für Bissau, Sierra Leone und Liberia sowie St. Tom6 für „Guinea und Kongo) und Notariatsakten in den Nationalarchiven Kubas, Puerto Ricos und Brasiliens (Havanna, San Juan und Rio de Janeiro).
DFG Programme
Research Grants