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Manipulationen von Objekten in Gräbern – Aspekte ritueller und symbolischer Kommunikation zwischen Spätbronze- und Spätlatènezeit in Süd- und Südwestdeutschland

Antragstellerin Dr. Melanie Augstein
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422386166
 
Gräber gehören zu den zentralen Quellen der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie, da sie Rückschlüsse auf Glaubens- und Symbolwelten zulassen. Objekte aus Gräbern werden in der Regel als auf die verstorbene Person bezogene Grabbeigaben gedeutet, die deren sozialen Status anzeigen oder ›biographische Relevanz‹ haben. Der Umgang der Bestattenden mit den Objekten wird dagegen nur selten thematisiert, selbst dort, wo er sichtbare Spuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es in nahezu allen Ur- und Frühgeschichtlichen Epochen solche Objekte – vielfach Waffen –, die Manipulationen aufweisen. Häufig handelt es sich um mechanische Behandlungen wie Zerbrechen, Rollen oder Falten, aber auch um ›subtilere‹ Phänomene wie Unbrauchbarmachung durch Entfernen relevanter Elemente für die Funktionstüchtigkeit, pars pro toto, die Aufteilung eines Objektes auf mehrere Gräber oder Inversion. Ziel des Projektes ist eine komparative Untersuchung ausgewählter Fundstellen in Süd- und Südwestdeutschland von der Urnenfelderzeit bis zum Ende der Latènezeit. Gefragt wird in einer diachronen Perspektive nach den konkreten Ausprägungen der Manipulation von Objekten in Gräbern sowie nach Kontinuitäten und Brüchen in Art und Umfang und deren Ursachen. Das im Arbeitsgebiet beobachtete zeitgleiche Auftreten ebenso wie eine ›Verschiebung‹ von (zumindest formal) vergleichbaren Manipulationen eröffnet aus ritualtheoretischer Perspektive eine Analyse unterschiedlicher sozialer Räume (Ritualplätze, Horte, Siedlungen) – verbunden durch Praktiken. Methodisch wird ein kulturwissenschaftlich/kulturanthropologisch-vergleichender Zugang gewählt, bei dem Auswahl, Zerstörung, Fragmentierung oder Verhüllung als soziale Praktiken verstanden werden, die der Zuschreibung von Bedeutung im Kontext symbolischer und/oder ritueller Kommunikation dienen und als integraler Bestandteil des Bestattungsrituals gesehen werden müssen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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