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Das Handlungsmoment in Emotionen
Antragsteller
Hichem Naar, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Theoretische Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422216360
Dieses Forschungsprojekt intendiert die Entwicklung und Bewertung der vernachlässigten, gleichwohl faszinierenden Auffassung, dass Emotionen genuine Produkte unseres Handlungsvermögens sein können und oft auch sind. Obwohl Emotionen häufig als passive Phänomene verstanden werden, teilen sie mit Handlungen bestimmte Merkmale – insbesondere ihren Charakter als Reaktionen auf Gründe –, welche zu einer systematischen Untersuchung Anlass geben. Die Arbeitshypothese dieses Forschungsprojekts lautet, dass eine sorgfältig ausgearbeitete und detaillierte Analogie zwischen Emotionen und Handlungen in der Lage ist, neues Licht auf die Natur von Emotionen zu werfen. Zu diesem Zweck wird dieses Projekt die erste umfassende und groß angelegte Anwendung von Einsichten der Handlungstheorie und der Metaphysik von Handlungen auf die Theorie der Emotionen vornehmen. Als direktes Resultat dieser Untersuchung wird die Einführung einer vielversprechenden Theorie der Emotionen erwartet, welche in bedeutenden Hinsichten mit dominanten gegenwärtigen Auffassungen kontrastiert. Insbesondere setzt sich die zu entwickelnde Auffassung ab von der dominanten epistemisch-sentimentalistischen Sichtweise, nach welcher sich die Rolle von Emotionen im Rahmen unseres Handlungsvermögens darauf beläuft, uns epistemischen Zugang zu dem Wert von Gegenständen zu verschaffen und damit einen Grund bereitzustellen, auf diese Gegenstände in bestimmter Weise zu reagieren. Dieses Forschungsprojekt wird drei neue Herausforderungen für die epistemisch-sentimentalistische Auffassung in die Diskussion einführen, welche gemeinsam einer Theorie den Weg bereiten, die ich die ‚Grounding-Auffassung‘ nenne. Diese Theorie begreift Emotionen als psychologische Zustände, die auf Bewertungen basieren, anstatt diese zu konstituieren. Gemäß der Arbeitshypothese bietet eine Konzeption von Emotionen als intrinsisch handlungsartig die beste Erklärung sowohl der Beziehung, in der Emotionen zu Werten stehen, als auch der Bedeutung der Emotionen in unserem Leben. Es ist davon auszugehen, dass diese Untersuchung wichtige Konsequenzen für die ethischen und sozialen Rollen von Emotionen haben wird, welche in der jüngeren Philosophie der Emotionen bislang unbeachtet geblieben sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen