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Religiöse Differenz und wirtschaftliche Kooperation: Christlich-jüdische Geschäftsbeziehungen in der Spätphase des Alten Reiches (1648–1806)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420183925
 
Übergeordnetes Ziel des Projekts, für das eine Verlängerung um 12 Monate beantragt wird, ist die systematische Erforschung und erstmalige Darstellung der Formen, in denen jüdische und christliche Wirtschaftsakteure zwischen der Mitte des 17. Jahrhunderts und dem Ende des Alten Reiches miteinander kooperierten, sowie der im Rahmen dieser Kooperationen angewandten geschäftlichen Strategien und Praktiken. Mit der Rekonstruktion der bislang kaum erforschten christlich-jüdischen Zusammenarbeit in der Spätphase des Alten Reiches möchte das Projekt einen substantiellen und innovativen Beitrag zur Integration der Wirtschaftsgeschichte in die jüdische Geschichte, zur frühneuzeitlichen deutschen Wirtschaftsgeschichte im Allgemeinen sowie zur Kenntnis der Zusammenhänge und Interdependenzen zwischen Staatsbildung, ökonomischer Entwicklung und der Geschichte religiöser Minderheiten leisten. Unter geschäftlicher Kooperation werden hier Formen der wirtschaftlichen Interaktion verstanden, die über den Abschluss einzelner Kauf- und Kreditgeschäfte hinausgingen und die eine längerfristige Zusammenarbeit initiierten bzw. zumindest intendierten. Darunter fallen serielle Beauftragungen und Kommissionsgeschäfte, Einlagen von Depositenkapital durch Christen in jüdische Handelsfirmen (und umgekehrt), Starthilfen und stille Beteiligungen an Handelsgeschäften, die Bildung christlich-jüdischer Handelskompanien sowie Kooperationen bei gewerblichen Unternehmungen und Manufakturen. Der Untersuchungszeitraum deckt sich mit der Blütezeit des sog. Hofjudentums, in der zahlreiche mitteleuropäische Territorialstaaten im Kontext einer merkantilistisch ausgerichteten Wirtschaftspolitik auf jüdische Hof- und Armeelieferanten rekurrierten und somit die Formierung einer jüdischen Wirtschaftselite ermöglichten bzw. begünstigten. Den Untersuchungsraum bilden süd- und mitteldeutsche Regionen, die aufgrund der Zahl, Kapitalkraft und kulturellen Ausstrahlung der dortigen Judengemeinden als Verdichtungsräume jüdischen Lebens und jüdischer Kultur angesehen werden können (Bayerisch-Schwaben, Franken, Hessen, Thüringen, Kraichgau).Das seit 2019 laufende Projekt ist auf der Ebene der Quellenerfassung und -auswertung bereits weit fortgeschritten; es kann angesichts neuer Quellenfunde, vor allem aber wegen Verzögerungen infolge der Corona-Pandemie nicht innerhalb der Projektlaufzeit von 36 Monaten abgeschlossen werden. Neben einer Monographie, die während des einjährigen Verlängerungszeitraums fertiggestellt werden soll, geht aus diesem und einem weiteren Projekt, an dem die Antragstellerin beteiligt ist, eine innovative Graphdatenbank hervor, die ein grundlegendes Recherche- und Analysewerkzeug zur deutsch-jüdischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts bietet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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