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Boğazköy: lokale Selbstregelungen in Zentralanatolien von der Eisenzeit bis zum Ende der römischen Epoche (ca. 1100 v. Chr. bis 400 n. Chr.)
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Schachner
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391467173
Die langjährigen Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in der Ruine der hethitischen Hauptstadt Hattuscha (UNESCO-Weltkulturerbe) haben über die Spätbronzezeit hinaus vielfältige Befunde und Funde insbesondere für das gesamte 1. Jahr-tausend v. Chr. und das 1.-4. Jh. n. Chr. erbracht. Unter der Prämisse, dass sich soziale Handlungsweisen in der archäologisch sichtbaren, materiellen Kultur niederschlagen, bilden diese die Grundlage für eine Untersuchung lokaler Selbstregelungen in Zentralanatolien während des genannten Zeitraums. Anhand des reichhaltigen archäologischen Materials werden im Verlauf des Beobachtungszeitraums starke Schwankungen der Staatlichkeit zwischen egalitären Strukturen, lokalen Hierarchien und der Einbindung der Siedlung in großräumige, imperiale Systeme sichtbar. Durch den Wandel und die Kontinuität der Siedlungsstruktur, der verschiedenen Architekturformen und anderer Elemente der materiellen Kultur (insbes. Keramik und Prestigegüter) ist nachzuvollziehen, welches Differenzierungsniveau der lokalen Gemeinschaft sich unter den jeweiligen Voraussetzungen erreichen ließ.Die archäologisch sichtbaren Unterschiede reflektieren das Spannungsfeld zwischen der lokalen Selbstorganisierung und allgemeiner staatlicher Regulierung, anhand dessen Formen und Tragweite der Regelungen identifizierbar werden. So ist es möglich darzustellen, in welcher Form sich die Gesellschaft unter wechselnden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen selbstorganisierte bzw. inwieweit zentralstaatliche Regulierungen die langlebigen regionalen und lokalen Strukturen prägen konnten. In Ermangelung schriftlicher Überlieferungen sind die Aussagemöglichkeiten zwar weniger detailliert, jedoch wird einerseits durch dieses Vorgehen deutlich, wie sich bestimmte Formen der Governance und der Selbstregelung in der materiellen Kultur ausdrücken; andererseits ist es dank der Länge des Beobachtungszeitraums möglich, zwischen langfristig wirkenden, durch die Individuen kaum zu beeinflussenden Konstanten (z.B. naturräumliche Faktoren) und den durch menschliche Handlungen veränderbaren Elementen der Kulturentwicklung zu unterscheiden sowie deren jeweilige Wirkmächtigkeit zu definieren.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen