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Zeitzeugen im Geschichtsunterricht als Maßnahme zur Förderung historischer Kompetenzen: Eine cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416879869
 
Sowohl in Bildungsplänen als auch in der Fachdidaktik Geschichte wird der Arbeit mit Zeitzeugen im Geschichtsunterricht viel Potenzial zugesprochen, da die Befragung von Zeitzeugen den Lernenden einen lebendigen Zugang zur Vergangenheit vermitteln und ihr Interesse am Fach und Thema fördern könne. Zeitzeugen spielen zudem in der Erinnerungskultur und in der Holocaust Education eine zentrale Rolle. Mündlich tradierte Familienerzählungen sind außerdem maßgeblich beteiligt an der Ausbildung des Geschichtsbewusstseins von Jugendlichen, möglicherweise in besonderer Weise bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig werden „Risiken“ von Zeitzeugen diskutiert, für deren besonderen Einfluss in der Erinnerungskultur, Schule und Familie häufig eine spezifische "Aura" genannt wird, die eine kritische Rezeption und Reflexion untergraben könnte und damit mit der Förderung der Kompetenzen historischen Denkens konfligieren könne. Eine bereits abgeschlossene Interventionsstudie der Antragsstellerin und der Antragssteller gab erste Hinweise auf die Bestätigung der Chancen und Risiken von Zeitzeugenbefragungen im schulischen Kontext. Die Lernenden, in deren Klasse ein Zeitzeuge auftrat ("Live"-Gruppe), schnitten in den Kompetenztests zu epistemologischen Prinzipien (Einsicht in die Notwendigkeit, historische Darstellungen zu de-konstruieren und die Perspektivität von Zeitzeugenaussagen einzubeziehen) schlechter ab als die Lernenden in der Video- und Textgruppe, waren aber deutlich überzeugter davon, von der Zeitzeugenmethode inhaltlich, methodisch und motivational profitiert zu haben. Der (differenziellen) Effektivität des Zeitzeugen-Unterrichts soll im beantragten Projekt in einem randomisierten Design mit drei Gruppen (Live, Video, Wartekontrollgruppe, N = 1872, 9. Klasse Gymnasium) vertiefend nach¬gegangen werden, wobei die geplante Studie vier Weiterentwicklungen beinhaltet: (1) Dank neu entwickelter Instrumente zur Erfassung der Kompetenz historischen Denkens wird die Wirkung der Arbeit mit Zeitzeugen im Geschichtsunterricht im Hinblick auf die ganze Bandbreite des theoretisch angenommenen Konstrukts des historischen Denkens untersucht. Daneben werden Themenkenntnisse, das Interesse der Lernenden und die Einschätzung der Unterrichtseinheit aus Schülersicht in den Blick genommen. (2) Die Intervention zum Thema "Friedliche Revolution in der DDR" soll von den eigenen Lehrkräften, die in einer Fortbildung geschult werden und ein verbindliches Manual an die Hand bekommen, durchgeführt werden. Das damit ermöglichte Wartekontrollgruppendesign entspricht den Standards der Randomized Controlled Field Trials. (3) Dank entsprechender Vorarbeiten zur Entwicklung eines Instruments zur Er¬fassung der Wahrnehmung der "Aura" des Zeitzeugen durch die Lernenden wird es möglich werden zu untersuchen, ob diese einen mediierenden sowie moderierenden Effekt auf den Leistungszuwachs hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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