Detailseite
Planning utterances across languages
Antragstellerin
Professorin Audrey Bürki, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416769916
Gedanken sind holistisch -an eine violette Kuh zu denken, bedeutet nicht sequentiell an etwas Unbestimmtes, etwas Violettes und eine Kuh, zu denken. Stattdessen erfordert der Gebrauch der Sprache, dass diese Gedanken in einer bestimmten zeitlichen Abfolge organisiert werden. Sprechen bedarf einer präzisen Planung. Planungsstrategien in der Sprachproduktion, z.B. die Frage danach, wie viele Wörter vor dem Beginn der Artikulation geplant werden oder in welcher Reihenfolge Wörter innerhalb von Planungseinheiten enkodiert werden, sind unzureichend bekannt. Auf Grund der unterschiedlichen bisherigen Befunde nehmen verschiedene Autoren an, dass diese Planungsstrategien flexibel sind. Ziel des vorliegenden Projektes ist es, die Prinzipien zu untersuchen, die diese Flexibilität bestimmen. Dabei wird die Tatsache genutzt, dass die Planungsstrategien in einigen Äußerungen/Sprachen durch grammatikalische und phonologische Abhängigkeiten begrenzt sind. Im Französischen zum Beispiel hängt die Auswahl von Adjektiven oft vom Geschlecht des Substantivs ab (grammatikalische Einschränkung, z.B. beau chat, belle table). Darüber hinaus ergeben sich Abhängigkeiten aus der Phonologie des folgenden Wortes (phonologische Einschränkung, z.B. beau chat, bel âne). Um diese Äußerungen fehlerfrei zu produzieren, hat der Sprecher keine andere Wahl, als 1) diese Äußerungen vor Beginn der Artikulation bis zum Ende durchzuplanen und 2) die nachfolgenden Wörter zuerst zu enkodieren. Im Gegensatz zum Französischen können im Deutschen nur grammatikalische Informationen die Auswahl von Adjektiven einschränken (z.B. schöne Katze, schöner Esel). Das Projekt untersucht die Auswirkungen sprach- und sprachübergreifender Unterschiede in grammatikalischen und phonologischen Faktoren auf Planungsstrategien und verfolgt damit folgende Ziele: Es soll bestimmt werden, 1) ob und wie die grammatikalischen und phonologischen Faktoren die Flexibilität in der Sprachplanung einschränken, 2) wie die Flexibilität in der Sprachplanung –unabhängig von diesen grammatikalischen und phonologischen Beschränkungen– dazu genutzt wird, den kommunikativen Erfordernissen gerecht zu werden und 3) ob Planungsstrategien eher dem Prinzip maximaler Konsistenz (alle Äußerungen eines bestimmten Typs werden ähnlich geplant) oder maximaler Optimierung (die Planung wird an die lokalen Anforderungen jeder Äußerung angepasst) folgen.Es werden drei Serien von Verhaltensexperimenten durchgeführt, in denen die Teilnehmer aufgefordert sind, unterschiedliche Strukturen zu produzieren. Die Daten werden in Deutsch, Französisch und Englisch erhoben, da sich diese Sprachen hinsichtlich der zugrundeliegenden grammatikalischen und phonologischen Faktoren unterscheiden. Zusätzlich zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich der kognitiven Architektur des Sprachproduktionssystems wird das vorliegende Projekt neue Erkenntnisse zur Rolle einzelsprachspezifischer vs. universeller Aspekte des Sprachgebrauchs liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen