Detailseite
Südkaspischer Korridor: eine biogeographische Ausbreitungsroute der Homininen
Antragstellerin
Dr. Elham Ghasidian
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414357211
Neue Forschung zur Phylogenie der Neanderthaler haben eine Teilung innerhalb der Neanderthaler Gruppen um 150 ka festgestellt, die darauf schließen lässt, dass wahrscheinlich im Kaukasus ein Turnover der Population stattgefunden hat. Zum Beispiel wurden Neanderthalerfunde, die auf ca. 100 ka datiert werden und mit der Levallois-Technologie assoziiert sind, in der Höhle Azokh 1, im Kleinen Kaukasus, festgestellt. Dieser aufregende Befund lässt jedoch die Frage aufkommen, ob die Neanderthaler diesen Südkaspischen Korridor (SCC), der eine geo-ökologische Fortsetzung des Kaukasus ist, begangen haben. In seiner Expedition in den Iran während der 1960er, hat McBurney den SCC als kürzeste und schnellste Route von Europa und dem Kaukasus nach Zentralasien und Sibirien in Betracht gezogen und jede menschliche Bewegung von Westen müsste erwartungsgemäß diese Region passieren en route in den Osten. In seiner Ausgrabung in der Höhle Ke’Aram im SCC dokumentierte er mittelpaläolithische Artefakte, die an das Zagros Mousterien erinnern, das enge Verwandtschaft zeigt mit dem lithischen Material aus der Höhle Teshik-Tash in Zentralasien. McBurneys Schlussfolgerungen erlauben es, diesem Projekt die Hypothese aufzustellen, dass der SCC in seiner Doppelrolle als bio-geographischer Ausbreitungskorridor und Habitat, Zeuge einer Reihe evolutionärer Ereignissen war, die mindestens im MIS5 und 4 stattfanden und dass er ein potentielles Gebiet für die Begegnungen von Neanderthalern und Anatomisch Modernen Menschen gewesen sein könnte. Außergewöhnliche physiogeographische Gegebenheiten des SCC ermöglichten mildere klimatische Bedingungen, die diese Region sehr attraktiv machten für unterschiedliche Homininen als ein glaziales Refugium während kalter Episoden des MIS5 und 4. Deshalb stellt dieses Projekt die Hypothese auf, dass zeitgleiche mittelpaläolithische Inventare der westlichsten und östlichsten Gebiete des Korridors ein hohes Maß an kultureller Affinität zeigen. Um diese Hypothesen zu testen, werde ich die lithischen Artefakte von Azokh 1 als westlichste und Teshik-Tash als östlichste Fundstelle des SCC neu analysieren und die Ausgrabung in Ke’Aram mit modernen Methoden fortsetzen. Alle Lithics werden sorgfältig mit Shanidar verglichen, in dem stratifizierte Artefakte aus dem Zagros Mousterien mit Neanderthalerfunden assoziiert sind, um jeden möglichen kulturellen Austausch zwischen den Fundplätzen auf zu spüren. Fundplatzentstehung und taphonomische Studien, die anhand von Mikromorphologie untersucht werden und lithische Analysen, die eine chaîne opératoire anwenden sowie die Methode der Attributanalyse sind entscheidend für die Ziele dieses Projektes. Proben für absolute OSL, TL und 14C Datierungen sind eine wichtige Grundlage für dieses Forschungsprojekt, um das Verständnis von Alter und Bedeutung des Mittelpaläolithikums in dieser Schlüsselfundstelle zu verbessern und SCCs Rolle in der Ausbreitungsroute von Europa nach Zentralasien zu entdecken.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen