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Heimat global
Antragsteller
Professor Dr. Jens Jäger
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414317568
Lokale Formen von Identitfikationsprozessen werden in neueren Studien vermehrt in globalhistorischer Perspektive beachtet. Sie werden in Bezug auf regionale und nationale (sowie imperiale) Formen der Identifikation untersucht. In der Forschung der vergangenen 15 Jahre wird vermutet, dass nationale, regionale und lokale Identitäten auf sehr komplexe Weise simultan existieren, sich überlappten und einander gegenüberstanden, aber es ist schwierig ein analytischen Rahmen zu finden, diese Prozesse zu untersuchen.Ziel des Projektes ist es daher, einen solchen Rahmen zu diskutieren. Auf der Basis des deutschen Heimatkonzepts, welches die entsprechenden Formen, Inhalte, Institutionen und Trägergruppen sowie Visualisierungsstrategien beschreiben kann, wird ein Modell erarbeitet, welches ähnliche Prozesse außerhalb des deutschen Sprachraums erkennen und beschreiben lässt. Allerdings muss hierfür das Konzept "Heimat" als eine besondere Form lokaler Identifikation neu durchdacht werden und als ein Mittel betrachtet werden, das Nationalisierung und Globalisierung berücksichtigt und grundlegend mitprägt. Es ist der Prozess, der die multiplen und sich widerstrebenden Identitäten, wie sie für das 19. und 20. Jahrhundert typisch zu sein scheinen, miteinander zu verbinden vermag. Neuere lokalhistorische Forschungen in globaler Perspektive haben bereits ähnliche Prozesse identifizieren können und zeigen, dass dies kein deutscher Sonderweg war (ähnliche Diskurse lassen sich im Vereinigten Königreich/Britischen Empire unter Bezug auf den Begriff "home"/"Homeland", in Spanien unter "tierruca" oder "terruño" und in Frankreich unter "petite patrie" nachweisen, um nur wenige Beispiele anzudeuten). In soziologischen und kulturanthropologischen Untersuchungen wird selbst das deutsche Konzept "Heimat" als ein universales Konzept beschrieben. In dieser Hinsicht, zielt das Projekt darauf ein beschreibendes Werkzeug zu entwickeln, welches erlaubt, ähnliche Bewegungen in allen sich modernisierenden Gesellschaften analytisch erfassen zu können. Als Beispiel wird in dem Projekt die Amateurfotografiebewegung um 1900 herangezogen, die sich in lokalen Kontexten entfaltete, sich aber selbst als nationales und transnationale Bewegung verstand. Fotografie trug massiv zur Visualisierung des Lokalen wie Nationalen (und Imperialen) bei und popularisierte solche Bilder. Sie schuf eine Ikonographie des Lokalen, die sich nicht nur in zeitgenössischen Medien niederschlug, sondern auch in Postkarten Verbreitung fand. Das Projekt entwickelt einen neuen Zugang zur Verbindung lokaler, nationaler wie globaler Identifikationsprozesse im 19. und 20. Jahrhundert, der anhand eines Beispiels die Leistungsfähigkeit der Überlegungen überprüft.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen