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Veränderungen in der interozeptiven Körperwahrnehmung als Mediator zwischen traumatischen Kindheitserlebnissen und emotionaler Dysregulation: Untersuchung neurophysiologischer und psychologischer Mechanismen.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Katja Bertsch, Ph.D.; Privatdozent Dr. André Rupp
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410242863
Die Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine schwere psychische Störung, zu deren Hauptmerkmalen emotionale Dysregulation zählt. Bei der Entstehung dieser Dysregulation spielen ätiologischen Modellen zufolge traumatische Kindheitserlebnisse eine wichtige Rolle. Dieser Zusammenhang könnte über Defizite in der Verarbeitung und Perzeption körpereigener Signale (Interozeption) mediiert sein. Als empirisch belegt gelten die Zusammenhänge zwischen traumatischen Kindheitserlebnissen und emotionaler Dysregulation bei BPS sowie zwischen Interozeption und emotionaler Regulation bei gesunden Probanden. Eigene Voruntersuchungen sprechen für Defizite in der interozeptiven Sensibilität und zentralnervösen Repräsentation interozeptiver Signale bei BPS Patienten, die den Zusammenhang zwischen traumatischen Kindheitserlebnissen und emotionaler Dysregulation mediieren. Allerdings wird Interozeption inzwischen als mehrdimensionales Konstrukt verstanden, das mindestens vier Ebenen umfasst und daher multidimensional und -modal gemessen werden sollte. Dabei ist entscheidend, dass neben der subjektiven interozeptiven Sensitivität und Bewusstheit sowie der objektiven Genauigkeit auch das afferente Signal selbst und dessen zentral nervöse Repräsentation erfasst werden. Für die kardiale und respiratorische Modalität ist dies mittels evozierter Potentiale im Elektroenzephalogramm möglich. Die Quellen dieser Potentiale werden in der anterioren Insula, dem dorsalen anterioren zingulären Kortex und den frontalen Opercula verortet, die auch als zentral für die Perzeption interozeptiver Signale gelten. Insbesondere der anterioren Insula wird eine entscheidende Rolle für die Überlappung von Repräsentation und Evaluation körpereigener Signale und emotionaler Zustände zugeschrieben. Bislang fehlt allerdings eine Studie, die die zeitlichen und räumlichen neurophysiologischen Korrelate von Interozeption und Emotion systematisch, d.h. multidimensional und -modal untersucht. Die Ziele dieses Projekts sind daher: (1) die Untersuchung von Defiziten in der Perzeption und Repräsentation körpereigener Signale (Interozeption) bei BPS Patienten; (2) die Untersuchung der mediierenden Rolle von Interozeption für den Zusammenhang zwischen traumatischen Kindheitserlebnissen und emotionaler Dysregulation, und (3) die Untersuchung neuropysiologischer Korrelate der interozeptiven Ebenen sowie deren Überlappungen untereinander und mit emotionsregulatorischen Arealen. Hierzu sollen zwei Studien durchgeführt werden. In Studie 1 erfolgt eine multdimensionale und -modale Untersuchung von Interozeption, traumatischen Kindheitserlebnissen und Emotionsregulation bei N=50 BPS Patienten und N=50 gesunden Kontrollprobanden. In Studie 2 werden neuronale Repräsentationen verschiedener Komponenten der interozeptiven Körperwahrnehmung bei N=40 gesunden Kontrollprobanden mittels struktureller und funktioneller Magnetresonanztomographie sowie kombinierter Elektro- und Magnetoenzephalographie analysiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Luxemburg
Mitverantwortliche
Dr. Robin Bekrater-Bodmann; Professorin Dr. Sabine C. Herpertz
Kooperationspartner
Dr. André Schulz