Die Galleria degli autoritratti der Florentiner Uffizien ist die bei weitem umfangreichste und anspruchsvollste aller neuzeitlichen Sammlungen von Künstlerselbstbildnissen. Begründet wurde sie von Kardinal Leopoldo de‘ Medici im 17. Jh.; ergänzt wird sie bis heute. Das Projekt hatte zum Ziel, auf der Basis des umfangreichen, bis dato aber nur teilweise publizierten und nicht hinreichend analytisch erschlossenen Quellenmaterials alle mit der Einrichtung der Sammlung und Ausstellung der Werke verbundenen Praktiken ihres Erwerbs, ihrer Präsentation, ihrer Ordnung und ihrer Rezeption zu rekonstruieren. Tatsächlich ist es auf diesem Wege gelungen, diese frühe, allein auf eine Bildgattung konzentrierte ‚Spezial‘-Sammlung in die seit einigen Jahren avancierte Forschung zur europäischen Sammlungsgeschichte zu integrieren und zu zeigen, wie sich in ihr der Wandel von einer fürstlichen hin zu einer staatlichen, geregelt zugänglichen und in druckgraphischen Kompendien umfassend publizierten Sammlung vollzog. Zum anderen ist es mit dem Fokus auf der Gattung des Künstlerselbstbildnisses gelungen, zu rekonstruieren, woran sich das Interesse an diesen Werken entzündete: Nicht die Dokumentation des Aussehens, des Status oder des Rangs der KünstlerInnen stand für die Medici im Fokus der Sammlung, die sich (auch) in dieser Hinsicht markant von einer Sammlung „berühmter Männer“ (uomini famosi) unterschied. Es ging den Sammlungsgründern vielmehr um das Bildnis als Produkt der schöpferisch-formenden und in das Gemälde quasi inkorporierten Hand des Malers, um ihr „operare“ als Voraussetzung der spezifischen Materialität und Medialität der Werke. Sie galt es im gemeinsamen Gespräch über die Werke zu versprachlichen bzw. im interpikturalen Dialog zu reflektieren. Dieses spezifische Profil der Sammlung als diskursiver Ort konnte im Projekt rekonstruiert werden. Damit einher ging die Erschließung einer Reihe von relevanten Diskursen für die Galleria über frühneuzeitliche Originalität, Autopsie und Empirie und schließlich ihre Einbettung in den naturwissenschaftlichen Praktiken und Diskursen am Medici-Hof.