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KlimZellMit - Klimadynamik im Spät-Holozän rekonstruiert mit Hilfe von Zellstrukturmessungen an Wacholderbäumen im östlichen Mittelmeerraum
Antragsteller
Privatdozent Dr. Ingo Heinrich
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404355020
Große Teile des heutigen Afrikas sind stark von globalen und ökologischen Veränderungen betroffen, was bereits existierende gesellschaftliche Probleme direkt mit sich bringt oder verschlimmert. Da der Kontinent in der Vergangenheit ähnliche Veränderungen durchlaufen hat, ist es wichtig, die regionale vergangene Klimadynamik genauer zu verstehen, da angenommen wird, dass Umweltveränderungen bei der Beeinflussung gesellschaftlicher Veränderungen eine bedeutende Rolle spielten. Zuverlässigere regionale Klimarekonstruktionen können bei Untersuchungen gesellschaftlicher Transformationsprozesse und Vernetzungsmechanismen in Afrika wertvolle Hintergrundinformationen liefern. Weltweit wurden bereits viele Klimarekonstruktionen, die auf Jahrringbreitenmessungen basieren, erfolgreich durchgeführt. Wegen undeutlicher, doppelter, fehlender oder auskeilender Jahrringgrenzen hingegen ist die Afrikanische Dendrochronologie oft schwierig. In einigen Fällen wurden Jahrringe als genau datierte hochauflösende Klimaproxies verwendet. Langzeitrekonstruktionen von Bäumen, die in Afrika nördlich des Äquators wachsen, sind hingegen sehr selten, was unserer Meinung nach eine entscheidende Lücke in der paläoklimatischen Datenbank darstellt. Die Zukunftsaussichten für lange Jahrringaufzeichnungen in Afrika nördlich des Äquators sind aber aufgrund der sehr begrenzten Waldfläche eher negativ. Dendroarchäologisch datierbares Holz aus afrikanischen Bäumen ist sehr selten, aber dendroarchäologisches Holz (Zeder, Wacholder und Zypresse), das aus der Türkei importiert wurde, ist dagegen relativ häufig. Für dendroklimatologische Zwecke wird der aus dem Taurusgebirge im Hinterland der Südküste der Türkei importierte Wacholder als die vielversprechendste Art Nordafrikas angesehen. Das Hauptziel des Projekts ist die Kombination von Wacholderholz aus lebenden Bäumen und archäologischen Stätten und die erstmalige Etablierung einer langen Rekonstruktion im Mittelmeer bis 3000 v.Chr. Dafür soll eine neu entwickelte Methode der konfokalen Laser-Scanning-Mikroskopie zur Anwendung kommen, um Zellstrukturen von Baumringen zu messen. Die resultierenden Zellstruktur-Chronologien werden in mehrere Klassen unterteilt, die jeweils nur einen Teil der Zellreihen pro Jahr repräsentieren. Die resultierenden Sub-Chronologien repräsentieren saisonale Zellwachstumsmuster. Solche Sub-Chronologien werden mit saisonalen Klimadaten korreliert und so schließlich zusätzliche saisonale Klimainformationen abgeleitet. Nachfolgende Analysen werden Beziehungen zu den atmosphärischen und ozeanischen Modi der Klimavariabilität (z.B. ENSO, NAO und Monsun) im östlichen Mittelmeerraum und Nordostafrika analysieren, die Auswirkungen vergangener Vulkanausbrüche untersuchen und mögliche Klimaeffekte auf menschliche Gesellschaften in der Region identifizieren.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2143:
Entangled Africa: Innerafrikanische Beziehungen zwischen Regenwald und Mittelmeer (ca. 6000 bis 500 Jahre vor heute)
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartner
Dr. Karl-Uwe Heussner; Professor Dr. Tomasz Wazny