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Alles Top-Down? Einfluss von Kognition und Kategorisierung auf interozeptive Sensitivität und Bias bei Krankheitsangst

Antragstellerin Dr. Anna Pohl
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403266317
 
Pathologische Krankheitsangst führt zu hohem persönlichen Leidensdruck und einer massiven Belastung des Gesundheitssystems. Einzelne krankheitsaufrechterhaltende Mechanismen wie die Verzerrung von Aufmerksamkeit hin zu krankheitsrelevanten Reizen oder negative beziehungsweise katastrophisierende Einstellungen gegenüber Körperempfindungen sind gut belegt. Die Befundlage zur Wahrnehmung körpereigener Empfindungen (Interozeption) und dem Zusammenspiel der einzelnen Faktoren ist jedoch dünn, obwohl Interozeption in Störungsmodellen eine zentrale Rolle zugeordnet wird. Ziel dieses Projekts ist es den Einfluss von krankheitsrelevanten kognitiven Schemata und fundamentalen Wahrnehmungsprozessen (erfasst über Kategorisierung interozeptiver Reize) auf die Wahrnehmung körperbezogener Empfindungen zu untersuchen.Dafür verwenden wir zwei adaptierte Versionen der somatischen Signaldetektionsaufgabe (SSDT) und zwei Experimente zur Wahrnehmung kategorisierter Atemwiderstände.In der ersten Studie soll die Bedeutung von Kognitionen und Ängsten für die Entstehung von illusorischen Körperempfindungen mit Hilfe eines vorgetäuschten elektromagnetischen Feldes („Handystrahlen“) aktiviert werden. Mit Hilfe der SSDT soll unter dieser Bedingung bei gesunden Personen geprüft werden, inwiefern die Überzeugung einem starken elektromagnetischen Feld ausgesetzt zu sein, vermehrt zu illusorischen taktilen Empfindungen führen kann.In Studie 2 und 3 werden Patienten mit pathologischer Krankheitsangst in einer weiteren adaptierten SSDT und einem Experiment mit kategorisierten Atemwiderständen untersucht. In der SSDT werden mit dem zu Studie 1 analogen Ziel krankheitsbezogene Worte zur Aktivierung krankheitsrelevanter Schemata präsentiert. In Studie 3 werden Atemwiderstände aus zwei Kategorien mit niedriger (A) und hoher (B) Intensität präsentiert und sollen von den Probanden zunächst gelernt und später bezeichnet werden. Wir untersuchen hier, ob Personen mit Krankheitsangst bei dem kategorialen Übergang dazu neigen, eine körperliche Empfindung schneller der Kategorie höherer Intensität zuzuordnen (im Sinne eines allgemeinen Interpretationsbias für unangenehme Körperempfindungen). In der 4. Studie sollen sowohl der Einfluss einer arbiträren (A, B) als auch einer krankheitsrelevanten inhaltlichen Kategorisierung (Empfindung, Symptom) auf die Bewertung des Atemwiderstandes untersucht werden. Wir vermuten, dass Widerstände innerhalb einer Kategorie ähnlicher wahrgenommen werden als zwischen den Kategorien. Wir nehmen an, dass Aktivierung krankheitsrelevanter kognitiver Schemata den Einfluss der Kategorisierung noch verstärkt. Das Projekt wird das Verständnis pathologischer Mechanismen von Krankheitsangst erweitern. Mit Hilfe dieses neu gewonnenen Wissens können ätiologische Modelle verbessert und Behandlungsmöglichkeiten optimiert werden. Dies kann zu einer Verringerung der persönlichen und gesellschaftlichen Belastung durch diese Störung beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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