Internationale Analystenberichte - Kapitalmarktreaktion, Reputation und inhaltliche Struktur
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das geförderte Projekt untersucht in insgesamt vier Forschungsarbeiten die Arbeit von Wertpapieranalysten. Wertpapieranalysten verfassen regelmäßig Berichte über an Börsen gehandelte Aktien/Unternehmen, in denen sie ihre Einschätzungen über diese Unternehmen kommunizieren. Die Arbeit von Wertpapieranalysten zu verstehen, ist von großer Bedeutung, da sich Investoren an deren Empfehlungen und Einschätzungen bei ihren Investitionsentscheidungen orientieren. Damit weist die Forschungsfrage eine Analogie zur derzeit kontrovers diskutierten Rolle der Rating Agenturen auf. Im Vordergrund der empirischen Erforschung der Analystentätigkeit standen in der Vergangenheit vor allem die drei Hauptinformationen aus den Berichten: die Empfehlungskategorie (Kaufen / Halten / Verkaufen), die Gewinnschätzungen sowie (nachrangig) die Zielpreisschätzungen. Weniger intensive Beachtung kam hingegen den textbasierten Informationen aus den Berichten sowie dem möglichen Einfluss von Interessenskonflikten zu. Von Interessenskonflikten spricht man, wenn ein Analyst bei einer Bank beschäftigt ist, die andere Geschäftsbeziehungen (bspw. Beratungsmandate) zu dem betrachteten Unternehmen unterhält. An diesen beiden Forschungslücken setzen die Arbeiten an, wobei der Analyse von Zielpreisen, die in der Vergangenheit vergleichsweise vernachlässigt wurden, eine besondere Bedeutung zukommt. Aus den Forschungsarbeiten ergeben sich neben vielen Ergebnissen im Detail vor allem folgende zwei Haupterkenntnisse. Ersten erscheint es sehr wichtig, auch die textbasierten Informationen aus den Analystenberichten zu erforschen. So beeinflussen diese zum einen die Aktienpreisreaktion, die durch einen Bericht hervorgerufen wird. Zum anderen können diese textbasierten Informationen dabei helfen, die Präzision von Zielpreisschätzungen der Analysten zu erklären. Je ausführlicher ein Bericht erstellt wurde, desto präziser scheinen auch die abgeleiteten Urteile und der Informationswert der Berichte. Zweitens ergibt sich aus den empirischen Befunden des Projekts, dass Interessenskonflikte nicht besonders intensiv ausgeprägt sind. So beeinflussen solche Interessenskonflikte weder die Aktienkursreaktion auf eine Empfehlung signifikant. Auch bezüglich möglicher Verzerrungen der Zielpreise konnte kein Nachweis für einen Einfluss von Interessenskonflikten erbracht werden. Analysten, die bei Banken mit einem Potential für Interessenskonflikte beschäftigt sind, weisen keine niedrigere Präzision bei ihren Aktienkursschätzungen auf. Ökonomische Überlegungen hätten vermuten lassen, dass solche Analysten zu optimistische und damit unpräzisere Schätzungen abgeben würden. Eine weitere Regulierung der Wertpapieranalysten erscheint daher auf Grundlage der Ergebnisse des Projekts nicht prioritär.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Never Judge a Book by Its Cover – What Security Analysts Have to Say Beyond Recommendations, in: Financial Markets and Portfolio Management, 22 (2008), 289-321
Alexander Kerl / Andreas Walter
- Target Price Accuracy, in BuR - Business Research, 4 (2011), 74-96
Alexander Kerl
- Tagging the Triggers: An Empirical Analysis of Information Events prompting Sell-side Analyst Reports, in: Financial Markets and Portfolio Management, 26 (2012), 217-246
Alexander Kerl / Oscar Stolper / Andreas Walter