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Rezeption und Weiterführung von Philosophie in der Schule von Nisibis. Kommentierung und Analyse von Barhadbeschabbas Ursache für die Einsetzung der Lehrperiode der Schulen (um 600)

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392250960
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Blick auf die Quellen und Wurzeln von Barḥaḏbšabbās „Ursache der Gründung der Schulen“ (um 600) konzentrierte sich Prof. Dr. Matthias Perkams vorwiegend auf die philosophischen Bezüge, während Dr. Alexander Schilling einerseits die syrische Tradition, insbesondere die häresiographischen Quellen, sowie die mittelpersische Literatur zum Gegenstand machte. Die wichtigsten Ergebnisse sind folgende: a) Als wichtige philosophische Quelle Barḥaḏbšabbās kann zunächst der große Kategorienkommentar Sergios von Rēšʿaynās (gest. 536) genannt werden, den Barḥaḏbšabbā passagenweise fast wörtlich ausschreibt, ohne aber auf eine grundlegende Neudeutung durch redaktionelle Eingriffe zu verzichten. U. a. rekonstruiert er die neuplatonische Seelenlehre, indem er den Begriff „Philosophie“, der bei Sergios eingeführt wird, so durch „Intellekt“ dass dieser, wie in Teilen der christlich-neuplatonischen Tradition, wieder als das oberste reinigende Vermögen der Seele erscheint. In einem Referat über die Rolle des Aristoteles ersetzt Barḥaḏbšabbā dessen Namen durch den des Schulgründers Theodor von Mopsuestia. Damit zeigt sich, dass das Wissenschaftsverständnis der Schule von Nisibis auf eine systematische Ordnung der Wissenschaften abzielt, welche sich stillschweigend an Aristoteles orientiert. Eine weitere wichtige Quelle ist Theodor von Mopsuestia selbst. Von ihm übernimmt Sergios insbesondere das ontologische Rahmenschema, aus dem heraus er seinen eigenen Gotteserweis in wesentlich differenzierterer Weise ableitet. b) Im Hinblick auf Barḥaḏbšabbās Rezeption des Zoroastrismus haben sich folgende Erkenntnisse ergeben: Durch Vergleich von Barḥaḏbšabbās einschlägiger Passage mit den Parallelen bei Theodor bar Kōnī und in den Acta Adurhormizd et Anahid konnte beobachtet werden, dass Barḥaḏbšabbā behauptet, die Funktionen und Aufgaben der zoroastrischen „Göttergruppe“ seien vom Urheber dieser Lehre überhaupt nicht erläutert worden – während dieselbe Gruppe dem Autor der Acta Adurhormizd et Anahid noch selbstverständlich war. Dagegen tradiert der Armenier Eznik von Kołb die Kenntnis, dass es sich beim Leitgott Zurvan zunächst um einen (von vielen) vergöttlichten Heroen aus mythischer Zeit gehandelt haben muss. In die Begriffswelt der gleichzeitigen syrischen Gewährsleute, unter denen Barḥaḏbšabbā der bedeutendste ist, übertragen, handelt es sich jedoch bei Zurvan um einen von dreißig „Göttern und Göttersöhnen“. Interessant ist, dass beide Untersuchungsstränge die Tendenz zeigen, dass Barḥaḏbšabbā stärker und in mehr Gebieten, als bisher erkannt, vom Werke des Theodor von Mopsuestia beeinflusst scheint. Die geplante zweisprachige kommentierte Ausgabe des Textes wird voraussichtlich 2020 in „Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ erscheinen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The Syro-Persian Reinvention of Aristotelianism: Paul the Persian’s Treatise on the Scopes of Aristotle’s Works Between Sergius of Rēšʿaynā, Alexandria and Baghdad, in: Studia Graeco-Arabica 9 (2019)
    M. Perkams
  • Der Koran des Katholikos-Patriarchen . Eine synoptische Analyse der sowohl in Timotheos’ I. Dialog mit al-Mahdī als auch in Dionysios bar Ṣalībī’s „Disput gegen die Nation der Araber“ zitierten Koranverse, in: M. Perkams/A. Schilling (Hrsg.), Griechische Wissenschaft und Philosophie bei den Ostsyrern, Berlin u.a. 2020, 135-155
    A. Schilling
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110668292-008)
  • Untersuchungen zu den christlich-orientalischen Zurwān-Texten, in: Ephemerides Theologicae Lovanienses 96/2 (2020), 313-405
    A. Schilling
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2143/ETL.96.2.3288276)
  • Die Reisen des Intellekts in der „Ursache der Gründung der Schulen“ des Barḥaḏbšabbā, in: I. Männlein-Robert (Hrsg.), Seelenreisen in der antiken Literatur, Berlin u.a., 2021
    M. Perkams
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110713640-016)
 
 

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