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Eine Untersuchung zum Einfluss formaler Merkmale von audiovisuellen Narrationen auf die empathische Reaktion und das prosoziale Verhalten von RezipientInnen
Antragstellerin
Professorin Dr. Anne Bartsch, seit 6/2018
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392211046
Audiovisuelle Narrationen haben einen bedeutenden Einfluss darauf, wie Menschen die Welt wahrnehmen und welche Einstellungen sie gegenüber anderen haben. Ein mentaler Prozess, der diesen Einfluss vermittelt, ist Empathie -- das Verstehen und Erleben des mentalen Zustands einer beobachteten Person. Empathische Reaktionen tragen dazu bei RezipientInnen zu prosozialem (Hilfe-)Verhalten zu motivieren, welches wiederum grundlegend für eine funktionierende Gesellschaft ist. Trotz der Relevanz von Empathie bei der Rezeption von Narrationen fehlen derzeit Kenntnisse darüber, wie die verschiedenen Komponenten audiovisueller Narrationen das Empathieerleben beeinflussen. Die bisherige Forschung beschäftigt sich mit der Wirkung von Fiktionalität, Narrativität und Inhalt, vernachlässigt aber die Bedeutung formaler Merkmale. Das vorliegende Projekt geht diese Forschungslücke innerhalb einer Kollaboration von Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Affective Computing an. Unser Ziel ist es, jene formalen Merkmale zu identifizieren, die eine präzise Vorhersage des Empathieerlebens und prosozialen Verhaltens von ZuschauerInnen ermöglichen, sowie (die) moderierenden Einflüsse von empathie-bezogenen Persönlichkeitsmerkmalen zu prüfen. (1) Zunächst ziehen wir eine Zufallsstichprobe von 100 Szenen mit sozialen Interaktionen zwischen menschlichen Charakteren aus preisgekrönten Filmen und analysieren diese quantitativ in Bezug auf ihre formalen. Die Analyse formaler Merkmale beinhaltet Messungen von Farbe, Licht, Bewegung, Einstellungsgröße und -dauer, Kameraperspektive und Musik, denen potentiell eine hohe Relevanz für die Emotionalität einer Filmszene zukommt. Die Erfassung der formalen Merkmale erfolgt computerisiert in hoher Auflösung durch Algorithmen, die im Rahmen des Affective Computing entwickelt worden sind. Anschließend führen wir ein Experiment durch, in dem wir TeilnehmerInnen jeweils zufällig ein der 100 Filmszenen zeigen und anschließend ihre Empathie und Hilfsbereitschaft messen. Wir analysieren in einem Mehrebenenmodell die kausalen Beziehungen zwischen den unabhängigen (formale Merkmale) und abhängigen Variablen (Empathie und Hilfsbereitschaft). (2) In der zweiten Studie werden die moderierenden Einflüsse von Persönlichkeitsmerkmalen (Empathie, Need for Affect, Mindreading Motivation) experimentell getestet. Wir wählen zwei formale Merkmale, die in Studie 1 signifikante und starke Effekte auf Empathie zeigen, und prüfen, ob Persönlichkeitsmerkmale den Einfluss formaler Merkmale auf Empathie und prosoziales Verhalten moderieren. Die Ergebnisse generieren neue Erkenntnisse über die Haupt- und Interaktionseffekte von formalen und Persönlichkeitsmerkmalen bei der Rezeption audiovisueller Narrationen. Diese ermöglichen es zudem in Zukunft, Botschaften, die einen hohen Einfluss auf Empathie und prosoziales Verhalten haben, effektiver zu gestalten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Irland, Italien, Niederlande
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Sergio Benini, Ph.D.; Professorin Helena Bilandzic, Ph.D.; Thomas Klausch, Ph.D.; Brendan Rooney, Ph.D.
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Katalin Balint, Ph.D., bis 6/2018