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Identifizierung förderlicher und hemmender Faktoren für die Behandlungsaufnahme bei Patientinnen mit Anorexia nervosa: Ein Weg zur wirksamen Sekundärprävention und Prognoseverbesserung

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Antje Gumz; Professor Dr. Bernd Löwe
Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391702426
 
Anorexia nervosa (AN) ist eine vergleichsweise seltene, aber auf Grund ihrer somatischen und psychischen Konsequenzen schwerwiegende Erkrankung. Chronische Verläufe sind häufig und die Sterblichkeit ist höher als bei Patienten mit jeder anderen psychischen Erkrankung. Präventive Ansätze brachten bislang eher ernüchternde Ergebnisse, wofür die geringe Prävalenz und die niedrige Krankheitseinsicht ursächlich in Betracht kommen. Präventive Interventionen sollten gezielter ausschließlich bei den Risikogruppen und an den entscheidenden Schnittstellen im Versorgungssystem im Sinne einer sog. indizierten Prävention ansetzen. Einen starken Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat das Intervall zwischen Erkrankungs- und Behandlungsbeginn, d.h. die Dauer der unbehandelten Erkrankung (DUE). AN-Patientinnen haben eine deutlich bessere Prognose, wenn sie früh behandelt werden. Im Vorfeld der Konzeption neuer risikogruppenspezifischer Interventionen muss zunächst verstanden werden, welche Faktoren die Behandlungsaufnahme entscheidend verzögern oder beschleunigen. Dies ist das übergeordnete Ziel im beantragten Projekt. Aus den Erkenntnissen sollen Empfehlungen für zukünftige sekundärpräventive Maßnahmen abgeleitet werden. Damit soll die Studie einen Beitrag leisten, die AN in einem frühen Krankheitsstadium zu behandeln und chronischen Verläufen und damit einhergehenden hohen Kosten für das Gesundheitssystem bei dieser Patientengruppe vorzubeugen.Erstmals wird bei der Erhebung von DUE-Faktoren ein Multi-Informant-Ansatz gewählt - neben der Perspektive der AN-Patientinnen wird die Sicht von Angehörigen und von Primärversorgern einbezogen. Außerdem wird bei der geplanten Studie der Fokus auf konkrete und beeinflussbare Faktoren gelegt.Die beantragte Mixed-Method-Studie gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Teilstudien. In Teilstudie 1 werden anhand von halbstrukturierten Interviews beeinflussbare Faktoren, die sich förderlich oder hemmend auf die DUE bei AN auswirken, aus unterschiedlichen Perspektiven (Patientinnen, Angehörige, Primärversorger) ermittelt. Im Rahmen der qualitativen Auswertung mittels Grounded Theory werden die relevantesten Faktoren identifiziert. In Teilstudie 2 werden diese Einflussfaktoren auf die DUE bei AN zu einer Checkliste zusammengefasst und das neu entwickelte Instrument wird einer ersten psychometrischen Überprüfung unterzogen. In Teilstudie 3 wird quantitativ und ebenfalls mittels Multi-Informant-Ansatz geprüft, wie hoch der Einfluss von a) a priori festgelegten, unbeeinflussbaren Faktoren und b) mittels der Checkliste erhobenen beeinflussbaren Faktoren auf die DUE ist (je Perspektive n=130, 10 kooperierende spezialisierte Kliniken und 4 ambulante Kooperationspartner).Schlussfolgernd sollen Empfehlungen zur inhaltlichen Ausgestaltung von wirksamen sekundärpräventiven Interventionen abgeleitet werden, um perspektivisch die Prognose für AN-Patientinnen zu verbessern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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