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Wie beeinflusst die Verringerung der Intensität der schulischen Aufteilung Schülerleistungen und Chancengleichheit? Evidenz von Reformen deutscher Bundesländer
Antragsteller
Professor Dr. Ludger Wößmann
Fachliche Zuordnung
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390731346
Die Aufteilung von Schülerinnen und Schülern nach ihrer Leistungsfähigkeit in verschiedene Lerngruppen hat potentiell viele Vorteile. Insbesondere können Lehrkräfte, Unterricht, Klassengröße und weitere Schulinputs auf die Bedürfnisse der homogeneren Gruppen zugeschnitten werden. Für Europa, wo in unterschiedliche Schultypen aufgeteilt wird, belegt die empirische Literatur aber eher negative Konsequenzen: Ländervergleiche und Evaluierungen von Reformen in Skandinavien legen nahe, dass eine frühe Aufteilung die durchschnittlichen Schülerleistungen kaum beeinflusst, aber die Ungleichheit erhöht.Deutschland, das im Vergleich zu anderen Ländern Schülerinnen und Schüler früh (mit 10 Jahren) und in viele (3+) Schultypen aufteilt, schneidet bei PISA-Vergleichen in puncto Chancengleichheit relativ schlecht ab. Während es sich politisch als schwer erwiesen hat, die Aufteilung auf eine spätere Jahrgangsstufe zu verlegen, haben sieben Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, zwischen 2006/07 und 2011/12 Reformen durchgeführt, die die Intensität der Aufteilung in der Sekundarstufe 1 verringern. Entweder wurden alle Schultypen außer dem Gymnasium zusammengelegt, mit der Möglichkeit alle Schulabschlüsse auf diesen Schulen zu machen, oder die Hauptschulen wurden mit dem Angebot eines 10. Schuljahres und eines mittleren Schulabschlusses aufgewertet.Das Ziel dieses Projekts ist die Identifikation des Effekts der Verringerung der Intensität der schulischen Aufteilung auf Schülerleistungen und Chancengleichheit in deutschen Schulsystemen. Wir nutzen die Reformen in den sieben Bundesländern in einem Differenz-in-Differenzen-Ansatz. In unserer Hauptanalyse verwenden wir zwei Kohorten des Nationalen Bildungspanels (NEPS): Startkohorte (SC) 3 (5. Klasse) und SC 4 (9. Klasse). Durch einen Vergleich der Schülerleistungen, wenn beide Kohorten in der 9./10. Klasse sind, ermöglicht NEPS erstmalig eine Analyse der schulischen Kompetenzen vor und nach den Reformen. Der Reformeffekt wird durch einen Vergleich des Unterschieds in den Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler zwischen SC 4 (vor der Reform) und SC 3 (nach der Reform) in den Reform-Bundesländern mit dem entsprechenden Unterschied in den Nicht-Reform-Bundesländern identifiziert. Das Projekt wird Effekte auf Kompetenzmaße, den Besuch der 10. Klasse, den Schulabschluss und Klassenwiederholungen sowie heterogene Effekte nach dem sozioökonomischen Hintergrund untersuchen.In vertiefenden Analysen werden administrative Daten und weitere Schülerleistungstests verwendet, um auf gemeinsame Trends vor Einführung der Reform zu testen. Die umfangreichen NEPS-Daten ermöglichen die Untersuchung von Schulinputs, Mitschülerzusammensetzung, Lehrkräften, Schulwahl und Nachhilfeunterricht als mögliche Kanäle von Reformeffekten. Schließlich wird das Projekt den Übergang in den Arbeitsmarkt als längerfristige Effekte der Reformen untersuchen.
DFG-Verfahren
Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 1646:
Bildung als lebenslanger Prozess
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Sandra Buchholz; Professor Bernd Fitzenberger, Ph.D.; Professor Eric A. Hanushek, Ph.D.; Professor Dr. Guido Heineck; Professor Dr. Guido Schwerdt