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Der koloniale Traum. Französisch-madagassische Begegnungen, Wissen und Aufklärung

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389810153
 
Die Arbeit möchte einen Beitrag zu drei Forschungsfeldern leisten: Erstens soll eine globalgeschichtliche Betrachtung der Interaktionen, Vermischungen und Verschränkungen zwischen Franzosen und Madagassen geschrieben werden. Hier knüpft die Arbeit an einen sehr produktiven Forschungstrend an, der die Ambiguitäten und die Vielfalt der Interaktionen zwischen Europäern und Bevölkerungsgruppen aus anderen Weltteilen sowie die daraus resultierende Transkulturalität und Hybridisierung unterstreicht. Die geplante Monographie argumentiert gegen die Vorstellung, die Europäer hätten in Übersee ihre Herrschaft und Kultur durchgesetzt. Ihr Beitrag liegt in der Aufarbeitung eines bislang wenig beachteten Falls: der Geschichte der gescheiterten französischen Kolonialpolitik auf Madagaskar, der sogenannten Großen oder Roten Insel. Sie zeichnet das Bild von Europäern, die sich in Lokalstrukturen einfügen. Auch hinterfragt sie die bisherigen Erklärungen für gescheiterte europäische Kolonisierungsprojekte.Zweitens leistet die geplante Monographie einen Beitrag zur Wissensgeschichte der Fernherrschaft im französischen Kolonialreich. Hier wendet sie sich gegen die teilweise sehr positive Einschätzung der Funktionsweise dieser Fernherrschaft in der Historiographie. Der Fokus wird auf Probleme der Informationsbeschaffung gerichtet, die zum großen Teil mit der Zentralisierung der Entscheidungsbefugnisse in der Metropole zusammenhingen: Die Kolonialpolitiker im Mutterland waren abhängig von der Informationspolitik weniger Akteure vor Ort. Die Arbeit zeigt zudem, dass es keine Trennung von Informationsbeschaffung und kolonialpolitischer Planung gab: Die Zentralverwaltung bezog viele Informationen aus Denkschriften, die dank fantasievollen Beschreibungen für Kolonialprojekte warben. Auch hatte die Personalpolitik weitreichende Konsequenzen: Die Kolonialagenten wurden nicht etwa aufgrund ihrer Ortskenntnisse eingestellt; ihre Auswahl folgte vielmehr einer Patronagelogik. Schließlich werden die Verschränkungen zwischen intellektuellen und politischen Eliten und somit zwischen aufklärerischem und kolonialem Diskurs untersucht.Drittens positioniert sich die Arbeit innerhalb einer Debatte, die danach fragt, inwiefern die ideellen Ursprünge des modernen Kolonialismus in der Aufklärung zu suchen sind. Die Studie präzisiert zum einen die postkoloniale Aufklärungskritik und zeigt zum anderen ihre Grenzen auf. Es wird die These verteidigt, dass die Aufklärung in der Tat den Diskurs über unterschiedliche Weltregionen veränderte, dieser Wandel aber in der Regel nur begrenzte Auswirkungen auf die Verhältnisse in Übersee hatte. Der Fortschrittsdiskurs bewirkte einen Empirieverlust in mehreren Bereichen und begünstigte dadurch die Entwicklung unrealistischer kolonialpolitischer Pläne. Somit inspirierte er zwar zahlreiche Kolonialprojekte, die die Verwaltung teilweise umzusetzen versuchte; doch half er nicht, Herrschaft zu etablieren. Auch sollen die langfristigen ideellen Einflüsse
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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