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Multimodale Kommunikation von Orang-Utans in Freiland und Zoo: redundant oder komplementär?

Antragstellerin Dr. Marlen Fröhlich
Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388558574
 
Tiere kommunizieren mit Individuen der gleichen und anderer Arten mit Hilfe von Mehrkomponenten-Signalen jeder Sinnesmodalität, einschließlich visueller, akustischer und taktiler Signale. Primaten stellen das Hauptmodell für die Evolution von Sprache dar. Obwohl ihre Kommunikation intrinsisch multimodal ist, konzentrierten sich die meisten Studien bisher entweder ausschließlich auf Gestik oder Vokalisation. Bisher wissen wir sehr wenig über die Funktion multimodaler Kommunikation, das heißt wann und warum in mehreren Modalitäten signalisiert werden sollte. Die evolutionären Auswirkungen der sozio-ökologischen Umweltfaktoren, die kommunikatives Verhalten beeinflussen, sind bis heute kaum verstanden. Darüber hinaus ist die Ontogenese der multimodalen Kommunikation und Wahrnehmung essentiell für ein Verständnis der zugrundeliegenden proximaten und ultimaten Mechanismen. Die bisherige Entwicklungsforschung konzentrierte sich jedoch zumeist nur auf die multimodale Wahrnehmung, während die Signalproduktion nicht berücksichtigt wurde. Angesichts zunehmender Belege für den Einfluss sozialer Erfahrung auf die kommunikative Entwicklung von Primaten ist es zudem nötig, die Rolle des Lernens für die multimodale Signalproduktion zu verstehen.Mit dem vorliegenden Projekt möchte ich diese Wissenslücken schließen, indem ich zu verstehen versuche, wie und warum Menschenaffen Signalkomponenten verschiedener Modalitäten in der innerartlichen Kommunikation kombinieren. In dieser Studie werde ich erstmals die beiden konkurrierenden Hypothesen zur Funktion multimodaler Kommunikation ("Backup Signals" und "Multiple Messages") in Menschenaffen testen. Mit Hilfe eines multimodalen und entwicklungsorientierten Ansatzes werde ich die Funktion und Ontogenese der multimodalen Kommunikation in frei- und zoolebenden Borneo- und Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii/pygmaeus) untersuchen. Aufgrund der zwischenartlichen Unterschiede in Sozialstruktur und ihrer arborealen Lebensweise können wir an Orang-Utans untersuchen, inwiefern Sozialität und Umwelt die Kommunikation beeinflussen. Den Einsatz von und die Reaktionen auf uni- und multimodale Signale werde ich in beiden Orang-Utan-Arten in Gefangenschaft und im Freiland untersuchen (2x2-Vergleich). Darüber hinaus werde ich die gewonnenen Resultate mit entsprechenden Daten der beiden Pan-Arten, Schimpansen und Bonobos, vergleichen. Mit diesem dreifachen Vergleich (Borneo–Sumatra, Freiland–Zoo, Pongo–Pan) kann ich zum ersten Mal untersuchen, inwiefern das Kommunikationsverhalten von Menschenaffen mit ihrem sozio-ökologischen Umfeld verknüpft ist. Dies wiederum könnte neue Erkenntnisse über die Evolution der menschlichen Sprache als Teil eines multimodalen Systems und somit über die Funktion von sprachbegleitenden Signalen wie Gesten, Mimik und Blickkontakt liefern.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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