Islamist Attitudes Among Muslim Youth in Germany. Continuation, Differentiation, Expansion.
Final Report Abstract
Das Projekt ist als quantitative Befragung von Jugendlichen im Alter von 15 bis 21 Jahren in Schulen angelegt worden. Dabei geht es nicht um eine quantitative Verbreitung von islamistischen Einstellungen, sondern um Ursachenzusammenhänge. Für die Datenerhebung ist ein Fragebogen in deutscher, türkischer und hocharabischer Sprache erstellt worden, sodass alle Schülerinnen und Schüler den Fragebogen beantworten konnten mit einer speziellen Filterführung im Hinblick auf die unterschiedlichen Religionen. Die Erhebung geriet unter sehr ungünstige äußere Bedingungen, weil kurz nach Beginn der Feldphase die Corona-Pandemie ausbrach mit den Lockdown-Bedingungen in den Schulen. Dies führte zu sehr vielen Absagen der 650 kontaktierten Schulen, sodass später dann auf Online-Befragungen umgestellt werden musste. Die Berechnungen der Strukturgleichungsmodelle erfolgten mit MPlus Version 7.2. Die Darstellungen wurden mit dem MPlus Diagrammer erstellt. Bevor die Daten mit MPlus verarbeitet wurden, erfolgte eine Aufbereitung mit SPSS 28. Die Ergebnisse zeigen, dass gesellschaftlich erfahrene Abwertungen der Eigengruppe der muslimischen Schülerinnen und Schüler mit negativen Emotionen einhergehen, die auch dazu führten, die Religion als positiven Identitätsanker zu sehen. Dort wo dann Nutzungen von islamistischen Medien auftreten, die die eigene Identität stärken und gegen eine als abwertend empfundene soziale Umwelt in Stellung bringen, wirkt dies auf islamistische Einstellungen. Stützung erfahren diese Einstellungen auch durch Moscheebesuche als Gemeinschaftserlebnisse, selbst wenn es keine Moscheen sind, in denen der politische Islam gepredigt wird. Diese Zusammenhänge haben Folgen: Je stärker islamistische Einstellungen ausgeprägt sind, desto höher sind Gewaltintentionen und auch die Bereitschaft, das eigene Leben für die Religion opfern. Insgesamt ist vor diesem Ergebnishintergrund anzunehmen, dass viel davon abhängt, ob Jugendliche sich mit Taten radikalisieren, in wieweit sie hinreichende Anerkennungen in dieser Gesellschaft erfahren, bevor die aufgezeigten Zusammenhänge ihre Wirkung zeigen und sich verhärten.