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Agentenbasierte Modellierung von Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen in Costa Rica - Adoption, Dynamiken und Nachhaltigkeit von silvopastoralen Praktiken
Antragsteller
Dr. Sebastian Rasch
Fachliche Zuordnung
Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 382306163
Viehproduktion auf permanenten Weiden in Latein Amerika sorgt für Besorgnis bezüglich eines Biodiversitätsverlustes, eines zunehmenden Treibhausgasaustosses sowie verminderter Kohlenstoffsequestrierung. Abnehmende Flächenproduktivität hat in der Vergangenheit zur massiven Abholzung geführt. Ein marktbasierter Ansatz zur Anreizgestaltung für Aufforstung sowie Bestandsschutz sind Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen. Die positiven Externalitäten, welche Ökosystemdienstleister generieren, werden von den Nutzern monetär entlohnt. Nichtsdestotrotz schränkt die exklusive Forstnutzung die landwirtschaftliche Einkommensgenerierung ein. Im Gegensatz dazu erhöhen silvopastorale Praktiken beides; systemweiten- und flächenspezifischen Nutzen. Die Inklusion von Baum- und Straucharten in das Weideland reduziert Erosion, erhöht Biodiversität und Kohlenstoffsequestrierung. Von ökonomischem Nutzen sind u.a. eine verbesserte Weideproduktivität, erhöhte Viehproduktion durch Baumschatten, Bauholz, Futter und Einkommensdiversifikation. Costa Rica, Nicaragua und Kolumbien implementierten das erste Zahlungsprogramm für Ökosystemdienstleistungen im silvopastoralen Kontext. Das RISEMP Projekt (2002-2007) wurde als Erfolg gewertet da es in über 12000 ha Weidefläche mit erhöhter Biodiversität und Kohlenstoffsequestrierung resultierte. Allerdings ist die Nachhaltigkeit zweifelhaft da die Zahlungen finit waren. Von den finiten Zahlungen wurde angenommen, dass sie die „Rechnung“ zugunsten der Beibehaltung von silvopastoralen Praktiken verändern würden. Die erste Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist die Eruierung der Nachhaltigkeit der geleisteten Zahlungen. Erst jetzt, zehn Jahre nach Beendigung der Zahlungen, kann der Nutzen, welcher von langsam wachsenden Baumarten generiert wird, in seiner Gesamtheit empirisch bewertet werden. Das Vorhaben umfasst die Durchführung von Haushaltsumfragen welche sekundäre Datensätze komplementieren. Hierdurch kann Adaption und der Umweltschutzbeitrag über die Zeit abgeschätzt werden. Die zweite Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist die Identifizierung von Prozessen der Technologieadoption. Neuere Studien zeigen, dass monetäre Anreize im sozialen Kontext und unter der Berücksichtigung von Kommunikationswegen zu betrachten sind. Dazu zählen Normen, eingeschränkte Rationalität sowie die Struktur sozialer Netzwerke. Agentenbasierte Simulationsmodelle zeigen, dass sie diese Teilaspekte des Entscheidungsverhaltens abbilden können. Folglich wird die Technologieadaption im silvopastoralen Kontext mittels eines Agentenmodelles erleuchtet. Zu ermitteln ist das Verhältnis zwischen Zahlungshöhe, Umweltschutzintensität und Nachhaltigkeit der Zahlungen. Die genannten Verhältnisse werden unter den Szenarien landwirtschaftlichen Strukturwandels sowie einer Veränderung der sozialen Verflechtung untersucht. Die Analyse verschiedener sozialer Netzwerktopologien trägt zur Theoriebildung bei. Das Model wird empirisch parametrisiert.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Costa Rica
Gastgeber
Dr. Tobias Wünscher