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Die Politik des Ressortzuschnitts in Deutschland

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 376551581
 
Ministerien sind in modernen Demokratien allgegenwärtig, z.B. als Verhandlungsmasse bei der Koalitionsbildung, als zentrale Akteure in der inhaltlichen Politikgestaltung und als wichtigste Ansprechpartner von organisierten Interessen. Die politikwissenschaftliche Literatur betrachtet Ministerien meist als stabile Einheiten mit fixen Zuständigkeiten. Diese Annahme ist empirisch kaum haltbar: Ministerien werden neu geschaffen (z.B. das Bundesumweltministerium im Jahr 1986), aufgelöst (z.B. das Postministerium 1998), fusioniert (z.B. das Wirtschafts- und Arbeitsministerium 2002) und in ihren Zuständigkeiten verändert (z.B. die Bündelung energiepolitischer Kompetenzen im Wirtschafts- und Energieministerium 2013). Obwohl derartige Reformen große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, sind sie politikwissenschaftlich kaum untersucht.Das Projekt unternimmt eine systematische Analyse des Ressortzuschnitts der Bundesregierung seit 1949. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie häufig, wie stark und zu wessen Gunsten der Ressortzuschnitt verändert wurde und wie sich diese Reformen erklären lassen. Das Projekt entwickelt aus Argumenten der Koalitionsforschung und Verwaltungswissenschaft theoretische Antworten und leitet empirisch überprüfbare Hypothesen ab. Empirisch wird zunächst die Zuständigkeitsverteilung innerhalb der Bundesregierung auf Ebene innerministerieller Organisationseinheiten (Referate, Unterabteilungen, Abteilungen) gemessen und beschrieben. Mit diesem neuen Paneldatensatz werden Hypothesen aus zwei konkurrierenden Erklärungsmodellen für Reformen (basierend auf koalitionspolitischen Machterwägungen bzw. organisationstheoretischen Effizienzüberlegungen) quantitativ überprüft. Zudem werden über Interviews die Motive der handelnden Akteure rekonstruiert. Zudem wird explorativ die Frage behandelt, wie Veränderungen im Ressortzuschnitt Policyprozesse und -ergebnisse beeinflussen. Dazu werden Interviews mit betroffenen Akteuren in Ministerien und Interessengruppen sowie hypothesengenerierende Fallstudien wichtiger Policyprozesse vor und nach größeren Kompetenzverschiebungen durchgeführt. Der so entwickelte theoretische Rahmen zur Erklärung von Reformfolgen soll in einem Folgeprojekt getestet werden soll.Die Ergebnisse des Projekts und der nach Projektende frei verfügbare Paneldatensatz zur Entwicklung des Ressortzuschnitts erlauben (1) künftiger koalitionspolitischer Forschung eine adäquatere Modellierung der Ressortverteilung innerhalb der Bundesregierung, bieten (2) verwaltungswissenschaftlichen Analysen stark disaggregierte Daten zur Aufbauorganisation der Ministerialverwaltung auf Bundesebene und ermöglichen (3) der Policyforschung die Untersuchung des Einflusses von Ministerien auf Politikinhalte sowie die Analyse der Verbindung von inhaltlicher Themenagenda und institutioneller Organisation. Zudem ist das Projekt angesichts der Wichtigkeit von Ministerien und dem öffentlichen Interesse an Koalitionsbildungsprozessen gesellschaftlich relevant.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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