Die französische Zuckerwirtschaft war durch alte Rohrzuckerkolonien und neue Rübenzuckerregionen seit der napoleonischen Zeit eng mit dem bis heute gültigen globalen Antagonismus zwischen tropischem Rohr- und vornehmlich europäischem Rübenzucker verwoben. Ihre bipolare Einbindung in die Weltzuckerwirtschaft bedingte innerfranzösische wie auch internationale Konjunkturen und Konkurrenzverhältnisse. Verbunden über eine gemeinsame zuckerwirtschaftliche Aufhängung prägten diese nicht nur wirtschaftliche Konfliktlinien und Verlagerungen im Mutterland und in den Kolonien. Sie veränderten darüber hinaus soziale Lebenswelten, Alltagswirklichkelten, Kulturverflechtungen und Konfliktverläufe sowohl zwischen als auch innerhalb höchst unterschiedlicher Gesellschaftsgefüge mit vielgestaltigen Interessenlagen. Nach außen schützte sie ein am nationalen Allgemeinwohl orientierter Staat, der sich nach innen um vermeintliche oder tatsächliche Ausgewogenheit bemühte. Die Kontinuität einer einheitlichen staatlichen Zuckerpolitik unterbrach erst die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
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