Das vorliegende Projekt hatte zum Ziel, im Rahmen eines Forschungsaufenthalts an der Universität Genf in der Schweiz mithilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) diejenigen neuronalen Prozesse zu spezifizieren, die Schuldgefühlen zugrunde liegen. Dies wurde in Experiment 1 erreicht. Eine Erweiterung gegenüber dem ursprünglichen Plan ergab sich vor allem aus der Einbeziehung von Scham als Kontrollemotion. Damit konnte dieses Experiment aus neurowissenschaftlicher Perspektive zu einer Diskussion über die Unterschiede zwischen Schuld und Scham beitragen, die aktuell innerhalb der Philosophie und Psychologie intensiv geführt wird. Insbesondere bestimmte Regionen des präfrontalen Cortex, die zentral für die Integration sozialer Information sind, scheinen spezifisch bei Schuldgefühlen eine besondere Rolle zu spielen. Durch die Neufokussierung und Erweiterung des Experiments ergaben sich Verzögerungen, insbesondere aufgrund einer längeren Vortest-Phase. Experiment 2 wurde gegenüber dem ursprünglichen Plan aufgrund neuer Labor-interner Diskussionen komplett geändert, indem die Frage untersucht wurde, welche Gehirnregionen die auf die eigene Person versus auf andere Personen bezogenen Verarbeitungsprozesse voneinander abgrenzen. Diese Frage spielt ebenfalls in der theoretischen Unterscheidung zwischen Schuld und Scham eine zentrale Rolle, da häufig postuliert wird, dass Scham mehr als Schuld einen Selbst-Fokus beinhaltet. Unsere Analyse der Überlappung Schuld- und Schamspezifischer Aktivierungsgebiete mit denen Selbst-bezogener Verarbeitung unterstützen diese These aus neurobiologischer Sicht nicht. Das Forschungsstipendium kann insgesamt als absolut erfolgreich betrachtet werden. Es wurden nicht nur entscheidende neue Erkenntnisse hinsichtlich des Verständnisses von Schuldgefühlen und ihrer neuronalen Grundlagen erzielt. Auch konnte der Antragsteller sein persönliches Ziel der Kompetenzerweiterung im Bereich der Affective/Social Neuroscience erzielen (inklusive der technischen Kompetenz zur Durchführung von fMRT-Studien).