Das Siegerland verdankt seinen ausgedehnten Erzlagerstätten eine reiche Bergbau- und Hüttengeschichte, deren Anfänge bis in die vorrömische Eisenzeit zurückreichen. In der Region wurde besonders ab dem 3. Jh. v. Chr. bis zur Zeitenwende im großen Umfang Erz gewonnen und es bildete sich eine auf die Stahlproduktion ausgerichtete Wirtschaftsregion heraus. Durch Zahl und Erhaltung der metallurgischen Fundstellen sowie dem Grad der Spezialisierung der Montanlandschaft zählt das Siegerland zu den wichtigsten Produktionsräumen des eisenzeitlichen Mitteleuropas. Im Rahmen eines von der DFG ab 2008 geförderten Kooperationsprojektes der Ruhr-Universität Bochum zusammen mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum sowie der LWL-Archäologie, AS Olpe wurde die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland untersucht. Gegenstand des Projektes war die Rekonstruktion sowohl der Produktionskette vom Eisenerz bis zum Fertigprodukt, als auch des Wirtschaftsraumes selbst und dessen Entwicklung. Hierbei umfassten die Forschungen großflächige Begehungen, geophysikalische Prospektionen und archäologische Grabungen ausgewählter Standorte. Ebenso wurden archäometallurgische Untersuchungen der Rückstände der Produktion und der Erzbasis sowie archäobotanische und geoarchäologische Analysen zur Rekonstruktion des Naturraumes durchgeführt. Die Ausgrabungen am „Trüllesseifen“ sowie am „Gerhardsseifen“ erlaubten die Rekonstruktion der verschiedenen Arbeitsschritte zur Eisenausbringung im Detail: so ergaben die Untersuchungen der sog. „Schlackenbreccie“ den Beleg für das erste Ausheizen der Luppe vor Ort. Die Verwendung von Mullit als Magerungsbestandteil der Ofenwandlung lässt Kenntnisse hinsichtlich seiner Feuerfesten Eigenschaften erkennen. Die Ausgrabungen erbrachten überdies den Nachweis, dass die Werkplätze alle „standardisiert“ organisiert waren. Offensichtlich gelangte eine bereits entwickelte Technologie zur Eisengewinnung ins Siegerland, deren Ursprünge aus Süddeutschland stammen, wie Untersuchungen an Keramik, Metallartefakte und Knochen der Bestatteten beweisen. Die Montanregion Siegerland war eng mit den stadtähnlichen Siedlungen vor allem im hessischen Raum verbunden, die vermutlich die Eisengewinnung organisierten und auch die Abnehmer des Eisens waren. Mit ihrem Aufstieg und Vergehen ist die Montanregion zeitlich eng verknüpft. Anthrakologische und pollenanalytische Untersuchungen ergaben, dass zunächst in einem naturnahen Wald eingegriffen wurde. Dann schien eine starke Erosionsphase einzusetzen (durch Raubbau der Wälder?), da entsprechende Pollenarchive fehlen. Möglicherweise ist dies der Grund, das im 1. Jahrhundert v. Chr. eine räumliche Auslagerung der Schmieden aus dem Siegener Kerngebiet ins südliche Siegerland bei Wilnsdorf einsetzte. Die archäologischen Ausgrabungen erbrachten überdies den Nachweis, dass fast alle latènezeitlichen Werkplätze eine zeitliche Tiefe aufweisen: regelhaft und gezielt wurden diese von mittelalterlichen Hüttenleute aufgesucht, die ihre Schachtöfen mit Schlackenabstich direkt auf den alten Schlackenhalden errichteten, um die sehr eisenreiche Schlacken einem Recyclingprozess zu zuführen. Auch die zahlreichen eisenzeitlichen Podien wurden als Meilerstandorte in späteren Zeiten wiederbenutzt. Zwischen der eisenzeitlichen Montanregion Siegerland und der mittelalterlichen Phase liegt eine etwa 800 Jahre andauernde Brachphase, in der das Siegerland nahezu entvölkert zu sein scheint und die naturnahen Wälder zurückkehrten. Während dieser Phase fand keine Eisengewinnung statt und mit der Kolonisierung der Region im Mittelalter zeigen die Befunde, dass es auch zu keiner Anknüpfung bzw. Fortführung der eisenzeitlichen Technologie kam.