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Epic Fear. Affekt und Emotion in den Argonautica des Valerius Flaccus

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 347224055
 
Im Zuge des sog. emotional turn der letzten Jahrzehnte sind emotionsbezogene Fragestellungen auch in den Kultur- und Literaturwissenschaften und damit auch in der Klassischen Philologie angekommen. Diese Disziplinen wenden sich dabei z.B. Fragen nach der epochen- oder gattungsspezifischen Relevanz bestimmter Emotionen zu oder analysieren die Techniken und Intentionen, mit denen Autoren Emotionen literarisch darstellen. Angst ist eine Emotion, die nicht nur menschliches Handeln in der realen Welt beeinflusst, sondern auch ein wichtiges Gestaltungselement fiktionaler Literatur darstellt. Ein besonders geeignetes, jedoch bislang kaum berücksichtigtes Objekt für eine Studie zur Angst ist das lateinische Epos Argonautica des römischen Dichters Valerius Flaccus (1. Jhdt. n.Chr.), das in Auseinandersetzung mit dem hellenistischen Vorgänger Apollonios Rhodios, aber auch mit römischen Vorgängern die (aus abendländischer Sicht) erste Seefahrt der Menschen in mythischer Zeit erzählt.In meinem Habilitationsprojekt soll die Rolle v.a. dieser Emotion für Figurenzeichnung, Handlungsfortgang und -motivation sowie für die poetische Technik im Allgemeinen untersucht werden, wodurch ein neuer Zugang zum Verständnis der Argonautica eröffnet werden kann. Dafür soll zunächst eine Typologie der Angst erarbeitet werden, aus der die unterschiedlichen Arten von Angst, die in den Argonautica eine Rolle spielen, sowie auch deren Zuschreibung zu unterschiedlichen Personen, Geschlechtern, Völkern und Situationen (auch im Kontrast zu anderen Emotionen) hervorgehen. Ferner sind die literarischen und narratologischen Techniken zur Darstellung von Angst zu analysieren, wobei das verwendete Wortmaterial ebenso zu untersuchen ist wie die angewandten Erzählmodi. Doch auch die Relevanz der Angst für die Erzähl- und Kompositionstechnik insgesamt soll illustriert werden. Von Bedeutung ist ferner der Umgang mit literarischen Vorgängern: Dabei soll untersucht werden, wie Valerius Flaccus Emotionen seiner Praetexte expliziert oder umdeutet. Schließlich ist auszuloten, welche Emotionen Valerius wohl bei den Rezipienten seines Werkes auslösen wollte, womit die Frage verbunden ist, ob der Autor hier mit einer Art Geschmack des zeitgenössischen Publikums oder mit einem Epochengefühl interagiert haben könnte.Ziel des Projekts ist es also, nicht nur auf verschiedenen sprach- und literaturwissenschaftlich bedeutsamen Ebenen die Relevanz der Emotion Angst für ein zentrales Werk der antiken Epik herauszuarbeiten, sondern auch aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive heraus einen Baustein zu einer Geschichte der antiken Angst beizusteuern.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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