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Afroamerikanische Musik in Deutschland von 1945 bis 1990. Mediale Vermittlung und kultureller Gebrauch
Antragsteller
Professor Dr. Axel Schildt (†)
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 33996116
Gegenstand des geplanten Forschungsprojekts ist die Bedeutung afro-amerikanischer Musik in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten. Dabei geht es sowohl um die nationalspezifischen und systemtypischen Aneignungsweisen dieser Musik, sondern auch deren Bedeutung bei der wechselseitigen Bezugnahme beider Teilstaaten aufeinander, für deren kulturelle Identität – vor allem auch durch die Selbst- und Fremdverortung gegenüber einer westlich geprägten Populärkultur. Afroamerikanische Musik ist ein Akkulturationsphänomen, entstanden aus der Synthese afrikanischer und europäischer Traditionen. Sie bildet das Fundament moderner populärer Musik seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und prägt bis heute den kulturellen Alltag mehrerer Generationen. Das Projekt widmet sich den Grundlinien der Ausbreitung, Vermittlung und Wahrnehmung dieser Musik in Deutschland von 1945 bis 1990. Es rekonstruiert und analysiert die „physischen“, ästhetischen und ideologischen Transferleistungen im Ost-West-Vergleich und trägt somit bei zu einer vergleichenden Kulturgeschichte Nachkriegsdeutschlands und der Beziehungsgeschichte der beiden deutschen Nachkriegsstaaten. Nach der Herausarbeitung diskursiver Raster und infrastruktureller Funktionsprinzipien der Entfaltung afroamerikanischer Musik in Deutschland wird mit dem Fallbeispiel „Blues“ der Einblick in den Zusammenhang von Vermittlung und Gebrauch exemplarisch vertieft. Der Blues zählt neben Jazz und Gospel zu den tragenden Säulen afroamerikanischer Musik. Er ist im gesamten Untersuchungszeitraum als inkorporierte Kulturpraxis lebendig geblieben und hat eine national-eigenständige, feingliedrig strukturierte Szene ausgebildet. Dem Gestalt-, Funktions- und Bedeutungswandel des Blues soll im deutsch-deutschen Vergleich und Bezug in diesem Fallbeispiel intensiv nachgegangen werden. In wissenschaftlicher Hinsicht stellt die Thematik Neuland dar; mit ihrer Erforschung wird eine Fülle von Quellen erstmals erschlossen. Das Projekt vertritt einen interdisziplinären Ansatz: Es führt Potenziale der Musik-, Geschichts- und Kulturwissenschaft zusammen und will durch Historisierung auch einen Beitrag leisten zur aktuellen Debatte über kulturelle ‘Globalisierung’ und ‘kollektive Identitäten’.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professorin Dr. Dorothee Wierling