Mit dem Projekt sollte laut Antrag ein Beitrag zur skalenübergreifenden Modellierung und Simulation von Formgedächtnislegierungen (FGL) geleistet werden. Auf der mikroskopischen Skala ging es dabei um die Erforschung der strukturellen Evolutionen von Phasenübergängen in Festkörpern mit der Methode der molekulardynamischen (MD) Simulation auf der Grundlage eines Lennard-Jones basierten MD Modells mit dem Ziel, das prinzipielle Verständnis der Entstehung der materialtypischer Mikrostrukturen und deren Auswirkung auf die Prozessdiagrammen zu verbessern. Diese Arbeiten standen in engen Zusammenhang mit einem vorangegangenen DFG Projekt des Hauptantragstellers, welches bereits erfolgreich abgeschlossen ist. Der Schwerpunkt des vorliegenden Projekts lag auf der Modellierung und Simulation des thermo-mechanischen Materialverhaltens von FGL auf der makroskopischen Längenskala. Hier ging es um numerische Berechnungen auf der Grundlage des Materialmodells von Müller, Achenbach und Seelecke (MAS) mit der Finite-Elemete-Methode (FEM). Dabei wurde eine anwendungsorientierte Implementierung des MAS Modells in eine geeignete FEM-Umgebung durchgeführt und das Modell auf zweiaxiale Spannungszustände erweitert. Der Vorteil des MAS Modells ist eine physikalisch abgeleitete, thermo-mechanische Kopplung der Zustandsgleichung für FGL. Es eignet sich daher besonders gut für Designstudien von Aktoren und Strukturelementen, deren Einsatzbedingungen gekoppelte Temperatur-/Spannungseffkte implizieren. Dank seiner naturwissenschaftlichen Fundierung läßt das Modell aufschlußreiche Studien über die inneren Struktur des Material zu. Im Rahmen des Projekts konnten diese Fähigkeiten bei der theoretische Aufarbeitung experimenteller materialwissenschaftlicher Experimente demonstriert werden. Das wesentliche Ziel der Projektarbeit war die erfolgreiche Implemeniertung und Verifizierung des Modells in die finite-Elemente Plattform ABAQUS. Mit diesem Modell wurden eine Reihe von Testrechnungen durchgeführt. Die projektierte geometrische Erweiterung des MAS Materialmodells wurde durchgeführt. Mit dem implementierten ABAQUS Modell liegt nun ein neues Simulationstool für die Berechnung von gekoppelten Feldproblemen in FGL Bauteilen vor. Auf der Ebene der atomistischen Modellierung wurden in Kooperation mit Prof. Ackland von der Universität Edinburgh eine Reihe von Ergebnissen erarbeitet. Die angestrebte skalenübergreifende Verknüpfung der erzielten Ergebnisse auf der Makro- und der Atomskala gelang in Rahmen des Projekts jedoch nur ansatzweise. Hier liegt weiterer Forschungsbedarf vor. In der Diplomarbeit von Frau Dipl.-Ing. Stefanie Jaeger konnten einige MAS Modelleigenschaften hinsichtlich thermischer Austenit-Martensit Phasenübergange herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit führten auf neue Fragestellungen. Hier geht es um eine theoretische Studie zu Größenordnungseffekten in FGL, die experimentell am Lehrstuhl für Werkstoffe der Mikrotechnik am Institut für Werkstoffe der Ruhr-Universität Bochum in nanoskaligen Dünnschichtfolien beobachtet wurden. In Bauteilen dieser Größenordnung bewirken thermische und chemische Inhomogenitäten ein abweichendes Materialverhalten. In Simulationsstudien sollen diese Effekte mit dem MAS Modell nachgewiesen werden.