Hepatitis C Virus (HCV) ist ein Plus-Strang-RNA-Virus, das sich präferentiell in Hepatocyten vermehrt. Wir haben gezeigt, dass die leberspezifische microRNA-122 (miR-122) die Translation von HCV stimuliert. Sequestrierung der miR-122 in Leberzelllinien reduziert die Effizienz der HCV-Translation, wogegen die Zugabe von miR-122 die HCV-Translation in Leberzelllinien wie auch in Nicht-Leberzelllinien und in Kaninchen-Retikulozyten-Lysat stimuliert. Ein Unterschied zwischen den Genomen des Genotyps 1 b (Coni) und 2a JFH-1) konnte dabei nicht festgestellt werden. Die Stimulation wird durch die direkte Interaktion der miR-122 mit zwei Bindungsstellen in der 5'-UTR des HCV-Genoms vermittelt, während von microRNAs bisher bekannt war, dass sie die Translation ihrer Ziel-mRNAs durch Bindung an deren 3'-UTR reprimieren. Mit einer replikationsdefekten NS5B-Mutante zeigten wir, dass die Stimulation der Translation unabhängig ist von viraler RNA-Synthese. miR-122 stimuliert die HCV-Translation durch die Verstärkung der Bindung der kleinen ribosomalen Untereinheit an die virale RNA. Unsere Ergebnisse zeigen also, dass die leberspezifische microRNA-122 an der Regulation der Translation von HCV beteiligt ist. Möglicherweise stellt diese Beteiligung der miR-122 sogar den entscheidenden Beitrag zellulärer Faktoren zur Gewebsspezifität des Virus dar. Ein möglicher Zusammenhang mit der Bindung der RNA-bindenden Proteine PTB und hnRNP L auf die Stimulation der HCV-Translafion konnte dagegen nicht festgestellt werden.