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Inhibition, Erwartung und ihre Interaktion mit kognitive Kontrolle und Arbeitsgedächtnis in der Satzverarbeitung

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325493514
 
Hintergrund: Beim Verstehen gesprochener oder geschriebener Sätze werden vom Hörer/Leser kontinuierlich semantische und syntaktische Erwartungen generiert und mit dem jeweils wahrgenommenen Wort abgeglichen. Zwei unterschiedliche Forschungsfelder tragen zum Verständnis dieser Prozesse bei. (1) In Untersuchungen zur sog. erwartungsbezogenen bzw. vorhersagenden Satzverarbeitung (predictive processing) konnten eine Reihe von Indikatoren eingegrenzt werden, die Unterschiede zwischen Erwartungen und aktuellem Input anzeigen. Im Elektroenzephalogramm (EEG) tritt z.B. der sog. N400 Effekt auf, wenn ein Satz mit einem Wort weitergeführt wird, das nur eine geringe Ergänzungswahrscheinlichkeit hat. Im sog. Visual-world Paradigma hören Probanden Sätze während sie auf ein Display mit Objekten blicken. Die Fixationen zeigen dabei an, welche Objekte als weitere Satzergänzungen erwartet werden. Wenig bekannt ist allerdings, wie in solchen Situationen nicht passender Input im Detail verarbeitet, bestehende Erwartungen verändert oder verworfen und neue Erwartungen generiert werden. In der aktuellen Diskussion wird bislang z.B. kaum berücksichtigt, dass Repräsentationen, die aufgrund der Erwartung aktiviert wurden, möglicherweise aktiv gehemmt werden müssen, wenn inkompatible Wörter wahrgenommen werden. Insbesondere ist die Wechselwirkung zwischen der erwartungsbezogenen Aktivierung semantischer und syntaktischer Repräsentationen und deren mögliche Hemmung kaum erforscht. (2) Aus einem weiteren Forschungsfeld ist bekannt, dass Personen mit begrenzter Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und geringer kognitiver Kontrollkapazität weniger durch kontextbezogene Informationen bei der Satzverarbeitung beeinflusst werden als Personen mit hoher Kapazität. Bei diesen Personen besteht möglicherweise ein Ungleichgewicht zwischen den beteiligten Erregungs- und Hemmungsprozessen, bzw. ein Defizit bei der Hemmung unpassender aber voraktivierter Repräsentationen.Ziele: In dem geplanten Projekt sollen diese beiden Forschungsfelder erstmals systematisch zusammengeführt und genauer untersucht werden. Wir planen zwei Experimente mit dem Visual-world Paradigma und zwei EEG Experimente, in denen wir die mögliche Interaktion zwischen erwartungsbezogener Aktivierung und Hemmung von Repräsentationen erforschen wollen. In jedem der Experimente werden individuelle Unterschiede in der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses und der Kontrollkapazität erfasst und als Kovariate bei der Auswertung berücksichtigt. Mit den geplanten Untersuchungen sollen u.a. funktionale Ursachen für Verständnisschwierigkeiten bei der Sprachverarbeitung eingegrenzt werden.Die erwarteten Ergebnisse können dazu beitragen, Trainingsprogramme für Personen mit Defiziten beim Sprachverstehen gezielt zu gestalten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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