Arts education and affective skills
Final Report Abstract
Inwieweit hat die intensive Beschäftigung mit Kunst im schulischen Rahmen einen positiven Einfluss auf die emotionale Kompetenz von Schülerinnen und Schülern? Ausgehend von psychologischen, kunsttheoretischen und kunstpädagogischen Annahmen, bestand das Ziel des DFG-Projekts »Kunstunterricht und emotionale Kompetenz« darin, Effekte von Kunstunterricht bezüglich der Entwicklung emotionaler Kompetenzen empirisch zu überprüfen. Im Zuge des für drei Jahre geförderten Forschungsprojekts wurde zu Beginn und zu Ende des Schuljahrs 2016/17 mithilfe von erweiterten, standardisierten testpsychologischen Fragebögen eine bundesweite, quasi-experimentelle Feldstudie mit Prä-Post-Erfassung in Kunst Leistungskursen (Untersuchungsgruppe) und Kunst Grundkursen (Kontrollgruppe) im ersten Jahr der Oberstufe durchgeführt (Gesamtstichprobe N = 2130; Untersuchungsstichprobe n = 1230). Dabei wurden ausgehend vom Datensatz der Hauptstudie mithilfe explorativer Faktorenanalysen eigene »Skalen zur Erfassung künstlerischer Kompetenzen und Interessen (SE-KKI)« entwickelt. Die quantitative Untersuchung wurde im Sinne eines mixed-methods-Designs durch sechs qualitativ-rekonstruktive Gruppendiskussionen erweitert, auf deren Grundlage eine inhaltsanalytische Explikation emotionaler Kompetenzen im Kunstunterricht erarbeitet wurde. In den statistischen Analysen konnte sowohl für das übergeordnete Konstrukt der »emotionalen Kompetenz« als auch für nahezu alle Subdimensionen ein positiver Effekt des Unterrichts in »Kunst Leistungskursen« im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt werden F(1, 1230) = 12.883, p < .001, h2partiell = .01. Damit zeigen die Ergebnisse, dass dem Kunstunterricht in den Leistungskursen - unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Differenzen - eine positive Wirkung hinsichtlich der Entwicklung emotionaler Kompetenzen zuzumessen ist. Um inhaltliche Transfereffekte näher bestimmen zu können, wurde im Weiteren eine mehrebenenanalytische Auswertung der empirischen Daten vorgenommen, die durch verschiedene Kausalmodelle ergänzt wurde. Dabei konnten neben situativen und sozialen Rahmenbedingungen - wie einem positiv erlebten Klassenklima - verschiedene kunstinhärente Transfereffekte angenommen werden: So zeigte sich zum einen ein signifikanter positiver Effekt der künstlerischen Gestaltungspraxis auf die Emotionsregulation, der darauf hinweist, dass dem Flow-Erleben, als nonverbalen und imaginativen Zustand, sowie der kinästhetischen Gestaltungspraxis im Kunstunterricht ein regulativer Effekt zukommt. Zum anderen konnte ein deutlicher Transfereffekt von einer differenzierten Wahrnehmung auf das Erkennen von Emotionen bei anderen festgestellt werden, der empirisch nahelegt, dass eine achtsame, visuelle Wahrnehmung bzw. »eine positiv besetzte Aufmerksamkeitsleistung« - die maßgeblich im Kunstunterricht gefördert wird - in einem wesentlichen Zusammenhang mit dem Erkennen von Emotionen bei anderen steht. Damit unterstreichen die Ergebnisse der statistischen Analysen deutlich die inhaltsanalytisch generierten Explikationen, welche aus einer qualitativen Perspektive heraus die enge Verzahnung von emotionalen Kompetenzen im Kunstunterricht aufzeigen.